Gelsenkirchen.. Bei Zinq Voigt & Schweitzer hat man einen eigenen Ausbildungsgang kreiert, um sich dauerhaft Fachkräfte zu sichern und Qualitätsansprüche zu befriedigen.

Es gibt Momente, da helfen Blaupausen und Standards nicht weiter, da muss neues kreiert werden. An so einem Scheidepunkt stand Voigt & Schweitzer Mitte der 1990er Jahre. „Damals hat man festgestellt, dass die Anforderungen immer komplexer werden. Die Kunden haben bei unseren Produkten verstärkt auf Qualität und Genauigkeit geschaut, darauf wollten wir auch mit unseren Fachkräften reagieren“, sagt Marius Mann, 36, Personalleiter des Unternehmens. Und: „Da wurde klar: Wir wollen und müssen gezielt ausbilden.“

Der Anstoß kam von Lars Baumgürtel, der 1992 in das Unternehmen eingestiegen war. 16 Lehrlinge waren damals für eine Startklasse am Berufskolleg für Technik und Gestaltung nötig. 18 wurden es, allesamt Auszubildende aus dem Unternehmen.

Längst ist Baumgürtel Geschäftsführender Gesellschafter von Voigt & Schweitzer und führender Kopf der Zinq-Gruppe mit rund 1000 Mitarbeitern in 25 Unternehmen an 22 Standorten. In Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer wurde schließlich ein Ausbildungsberuf kreiert: der Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik. Für die schulische Begleitung gilt nach wie vor: Wer hier in der Berufsschulklasse sitzt, lernt auch bei Voigt & Schweitzer. „Ein Hauptschulabschluss ist der Einstieg. Das ist unsere Mindestvoraussetzung“, sagt Mann. Aus allen Standorten zieht das Unternehmen seine Jugendlichen vor Ort für den Blockunterricht zusammen, bringt die jungen Leute seit 2005 auch für vier mal drei Wochen im Jahr im Haus Grimberg unter. „Zwei Klassen von uns sind dann dort im Schnitt“, sagt Mann. „Wir haben entsprechende Räume gemietet.“

Vom Wareneingang über die Arbeit am Kessel bis zur Nachbearbeitung

Im Werk An den Schleusen können Träger bis zu 21 Meter Länge verzinkt werden. Ampelmaste, Lkw-Ladebühnen oder Parkhausträger kommen dort ins Zinkbad. 35 gewerblich-technische Beschäftigte arbeiten in der Großverzinkerei am Hafen, darunter sechs Auszubildende. Einer von ihnen ist Omür Özcan, 21. „So große Zinkbecken konnte ich mir anfangs gar nicht vorstellen“, sagt er. Mittlerweile hat er die Stationen des Betriebs durchlaufen – vom Wareneingang über die Arbeit am Kessel bis zur Nachbearbeitung und dem Versand. Für Özcan steht fest: „Büro wäre nichts für mich, für mich ist körperliche Arbeit wichtig.“

Nach dem Fachabi hat er sein Einstiegsqualifizierungsjahr im Betrieb gemacht und konnte dann „im zweiten Lehrjahr anfangen. Das Jahr“, sagt er, „war gut für die Orientierung. Das ist eine Phase, wo man schauen kann, ob das was für einen ist“.

„Fakt ist, die Branche ist sehr spezifisch“, sagt Mann, „es gibt lediglich rund 150 Verzinker in Deutschland. Für uns ist die Ausbildung da einfach sinnvoll, um das Niveau zu heben und um unsere nötigen Mann-Stärken dauerhaft zu sichern. Nur so lassen sich Fachkräfte schaffen für morgen. Der demografische Wandel greift auch bei uns. Aber so fühlen wir uns recht gut aufgestellt.“

Als IHK-Botschafter in den Schulen unterwegs

Im ersten Ausbildungsjahr zahlt Voigt & Schweitzer 850 Euro monatlich, 950 Euro bereits im zweiten. „Ich denke, damit stehen wir ganz gut da“, sagt Marius Mann. Für Özcan hat es zumindest gereicht, um jetzt im dritten Ausbildungsjahr von Gladbeck nach Gelsenkirchen in eine eigene Wohnung zu ziehen, zusammen mit seiner Freundin.

300 bis 400 gewerbliche Bewerbungen pro Jahr werden bei Voigt & Schweitzer registriert. Dennoch stellt man sich im Unternehmen die Frage, wie man junge Leute anspricht und auf den Betrieb aufmerksam macht. Das geschieht zunehmend über Facebook oder einen Azubi-Blog – und in Person auch über IHK-Ausbildungsbotschafter wie Deniz Timm (27). Fachinformatiker hat er zunächst gelernt, ehe er die gewerbliche Ausbildung draufsattelte. „Ich wollte kein reiner Büromensch sein“, sagt Timm. Seine Prüfung (Note 1,2) hat er hinter sich, arbeitet für Zinq nun im IT-Bereich. Im 3. Ausbildungsjahr war er „von der Hauptschule bis zum Gymnasium“ in Schulen unterwegs und hat „beispielhaft den Ausbildungsberuf“ vorgestellt und Jugendlichen erklärt, „wie das so bei uns abläuft“.