Gelsenkirchen. Seit 20 Jahren organisiert Volker Zwetschke Kammerkonzerte auf der Burg Lüttinghoff in Gelsenkirchen. Beim 130. Konzert gab es eine Premiere.

„Zu besonderen Anlässen holt man nicht nur das gute Sakko aus dem Schrank, sondern auch den Vorsitzenden.“ Volker Zwetzschke im blütenweißen Dinner-Jacket entlockte mit seinem Begrüßungsscherz am Sonntag auf Burg Lüttinghof den 120 Besuchern zunächst herzliche Lacher.

Der künstlerische Leiter der Kammerkonzerte des „Freundeskreis für Musik und Kunst e.V.“ übergab zum 20-Jährigen der Musikreihe das Wort an Hubert Schulte-Kemper. „Kaum zu glauben, aber heute veranstalten wir das 130. Konzert hier. Unser Dank gilt dem Landschaftsverband, der unsere Musikabende immer als gesetzt in die Verträge einflochten hat.“

"Wir halten Lüttinghof selbstverständlich die Treue"

Es gab ein opulentes Programm mit Klaviermusik der Extraklasse. Die Pianisten des Abends, Volker Zwetzschke und Oleg Poliansky, waren dem Stammpublikum bekannt, dennoch gab es eine Premiere: Die „Fantasie f-moll D 940“ von Franz Schubert, ein Klavierwerk für vier Hände. „Wir standen häufig gemeinsam auf der Bühne, aber nie gemeinsam am Flügel“. Das Experiment – mehr als gelungen. Zauberhaft interpretiert die „melancholische Wandermelodie“, die sich durch die vier Sätze zieht.

Zwetschke machte sich im Anschluss verdient um die moderne Musik. Der „Sprung ins 20. Jahrhundert“ zeigte fein eingewebte Kindermelodien in rauschhafte Sequenzen von Heitor Villa-Lobos, die meditative Klangfarbe auf vier Ebenen von Olivier Messiaen und delirante Ekstase von Aleksander Skrjabin. Das Publikum zeigte sich begeistert ob der experimentellen Klänge. Nach der Pause beglückte Oleg Poliansky mit vertrauteren Tonarten, nicht minder aufwühlend die Werke des Sergej Rachmaninow. Viel Applaus für Künstler und Veranstalter. Schulte-Kemper: „Wir haben viele Projekte, etwa im neuen Kulturzentrum Erlöserkirche Marl, halten Lüttinghof aber selbstverständlich die Treue.“