Gelsenkirchen.. Jazz in gewohnt hoher Qualität konnten die Besucher des Fine Art Jazz-Konzertes im Nordsternturm beim Konzert von Laila Genc und Roger Hanschel genießen.

Nein, mit Louis Armstrong oder einer schunkelseligen Dixie-Matinee am Sonntag hatte dieser Auftritt nun wirklich gar nichts zu tun. Nicht einmal mit Thelonious Monk oder dem Modern Jazz Quartett. Laia Genc und Roger Henschel repräsentieren so ziemlich das, was man in der Jazz-Szene den „State of the Art“ nennt.

Nun ist gegen Satchmo, Dixie oder Monk rein gar nichts einzuwenden. Doch deren prägende Werke sind rund 60 bis 90 Jahre alt. Sie selbst sind natürlich längst tot, und viele ihrer Erben gerieren sich als reine Nachlassverwalter. Dabei ist Jazz eines der wenigen Genres in der Musik, das nicht still hält, das zappelt, immer wieder neue Horizonte erschließen will. Dieser unbedingte Wille zum Fortschritt unterscheidet es von (fast) allen anderen Stilen.

Eigenkompositionen virtuos präsentiert

Traditionell oder konventionell gesinnten Jazz-Freunden mag nicht jeder Ton so sanft ins Ohr gegangen sein, wie sie es vielleicht erwartet hatten. Die teilweise Eigenkompositionen wie „Der Blaue Reiter oder Das konstruktive Element in der Malerei“, „Cube“ oder „Lifeaholic“ bewegten sich in ihren Melodien zwischen schräg und sinnlich – an ihrer Virtuosität hingegen ließen Pianistin Genc und Saxophonist Hanschel zu keinem Zeitpunkt Zweifel.

Genc und Hanschel kannten sich natürlich schon vorher; in der Jazz-Szene kennt fast jeder jeden. Doch miteinander gespielt, so erklärte Co-Veranstalterin Susanne Pohlen von PublicJazz-Events, hätten die beiden Preisüberhäuften noch nie. Und vorher miteinander geprobt auch nicht.

Das machte diesen Abend so spannend. Wie sie auf den jeweils anderen eingingen, wie sie intuitiv merkten: „Ah, da will er/sie hin.“ Susanne Pohlen, mit den beiden Musikern seit langem befreundet, zeigte sich außerordentlich glücklich und stolz über einen sehr gelungenen Abend, zu dem die hervorragende Akustik in der elften Etage des Nordsternturms ihren Teil beigetragen hatte. Den Flügel so hoch zu bringen, habe übrigens auch kein Problem dargestellt. Vertikal in den Aufzug. Passt schon.