Gelsenkirchen. . In Gelsenkirchen wurden im Vorjahr 243 Ausbildungsverträge in industriell-technischen Berufen geschlossen. Ein Rückgang von vier Prozent.

Mit einem eindringlichen Appell an die Unternehmen der Emscher-Lippe-Region haben sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und lokale Betriebsräte gewandt, jungen Menschen eine Perspektive und damit einen Ausbildungsplatz zu bieten. „Es gibt die jungen Kollegen von morgen, bilden Sie sie bitte aus“, bat Josef Hülsdünker, DGB-Regionsgeschäftsführer.

Hülsdünker hob bei der Vorstellung der neusten Zahlen die Rolle der Betriebsräte hervor, die in im Kampf gegen Sparmaßnahmen dafür Sorge tragten, dass die Zahl der Ausbildungsplätze erhalten oder sogar ausgebaut würden. Ohne sie wäre das Problem noch größer.“

Im Bild: Dr. Josef Hülsdünker, DGB-Regionsgeschäftsführer Emscher-Lippe.
Im Bild: Dr. Josef Hülsdünker, DGB-Regionsgeschäftsführer Emscher-Lippe. © Foto: Martin Möller / Funke Fot

Der Appell ist nicht neu, der Hintergrund gibt aber Anlass zur Sorge. Denn laut DGB geht die Zahl der zu Stande gekommenen Lehrverträge zurück. „Die Zahl gemeldeter freier Stellen verschleiert diesen Trend“, so Hülsdünker. Das gilt insbesondere für die industriell-technischen Berufe. Bottrop hat demnach mit Stand vom 31. Dezember 2015 gegenüber dem Vorjahr den höchsten Rückgang an eingetragenen Berufsausbildungsverträgen zu verzeichnen. Das Minus beläuft sich auf 51,8 Prozent, 80 Verträge sind geschlossen worden. Hier macht sich der Wegfall von Zeche Prosper Haniel als überregionaler Ausbildungsort bemerkbar. In Gelsenkirchen fiel die Quote um 4,0 Prozent, gleichbedeutend mit 243 Lehrverträgen. Im Vestischen Kreis liegt sie bei minus 7,6 Prozent, hier wurden 858 Vereinbarungen unterzeichnet.

Ähnliche Zahlen meldet das Handwerk. In den drei genannten Bereichen betrug der Rückgang zwischen zwei und sieben Prozent, die Emscher-Lippe-Region kommt damit auf ein Minus von etwas mehr als drei Prozent. Nur bei den kaufmännischen Lehrberufen gibt es leichte Zuwächse von ein bis drei Prozent.

Barbara Kremser-Bruttel (Thyssen-Krupp Electrical Steel), Ralf Goller (Friedberg GmbH), Ugur Coskun und Frank Krause, (beide TRW Automotive GmbH), Stephan Schlusemann (BP) sowie Thomas Steinberg (IG BCE) beschrieben ihren Einsatz, Fachkräfte für die Region aus der Region zu rekrutieren, mitunter als „zermürbend“, weil Betriebe aus Kostengründen an der Ausbildung sparten, es sich bei der Flut von Bewerbern einfach machten und ausgebildete Kräfte einstellten. Gleichzeitig sahen sie eine Fehlentwicklung darin, zumeist nur Hoch- oder Überqualifizierten mit „herausragenden Testergebnissen den Vorzug“ zu geben. Sie bemängelten auch, dass vielen Heranwachsenden die schulischen Grundlagen, etwa in Mathematik, fehlten. „Das alles“, so das Plädoyer der Runde, „verschlechtert die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Emscher-Lippe.“

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