Gelsenkirchen. . Die Modedesignerin Nes Kapucu (28) aus Gelsenkirchen sorgt mit ihren ausgefallenen Kleidungsstücken international für Aufsehen.

Ihre ausgefallenen Designerstücke sind international gefragt, sie hat ihre Hosen, Blusen und Jacken bereits auf der Berlin Fashion Week, in London und Istanbul präsentiert: Nes Kapucu hat als Nachwuchsdesignerin bereits mit 28 Jahren das geschafft, wovon andere träumen.

Auf dem Teppich geblieben

Und doch ist die junge Frau aus Bulmke auf dem Teppich geblieben, wie man im Ruhrgebiet so schön sagt – wobei Teppich schon ein gutes Stichwort ist, wenn man die Arbeiten von Nes Kapucu beschreibt. Denn ausgefallene und traditionelle Teppichmuster zählen zu ihren Hauptinspirationsquellen.

Das Muster für diese Bluse hat Nes Kapucu selbst in Istanbul gemacht – und dann auf Stoff drucken lassen.
Das Muster für diese Bluse hat Nes Kapucu selbst in Istanbul gemacht – und dann auf Stoff drucken lassen. © Foto: Martin Möller / Funke Fot

„Es gibt ja Leute, die sich auf Reisen neue Klamotten kaufen. Ich suche mir stattdessen Teppiche aus“, sagt die 28-Jährige lachend. Dabei fällt auf: In ihrem Atelier mitten im Kreativquartier Ückendorf sind die Teppiche auf dem Boden nur aufgemalt. „Die echten habe ich natürlich längst zu Klamotten verarbeitet“, sagt sie.

Nähgeschick von der Mutter geerbt

Schon als Kind wusste die Gelsenkirchenerin mit türkischen Wurzeln, dass sie später unbedingt Mode entwerfen wollte. „Mit Zwölf habe ich angefangen, die Kleider und Schuhe meiner Mutter zu zerschneiden und sie anders wieder zusammenzunähen. Meine Mutter war entsetzt, als sie sah, dass ich ihr schönes, hellblaues Verlobungskleid in ein ultrakurzes Minikleid umgestylt hatte“, erinnert sich Nes Kapucu, die eigentlich Neslihan heißt, aber die Kurzform ihres Namens zum Markenzeichen gemacht hat.

Ihr Nähgeschick hat sie von der Mutter geerbt, denn die war lange Zeit Näherin. „Meine Eltern haben viel gearbeitet, aber es war ihnen sehr wichtig, dass wir Kinder neben der Schulbildung auch eine umfassende künstlerische Bildung erhalten“, sagt die Designerin, die schon immer gerne gezeichnet hat. „In der 7. Klasse stand mein Entschluss fest, dass ich Modedesignerin werden will. Leider war der Weg gar nicht so einfach, denn in meinem Umfeld gab es keine Vorbilder – und die Berufsberater haben mir eher abgeraten“, erzählt die junge Frau, die an der Evangelischen Gesamtschule in Bismarck ihr Abitur machte.

Kreative Ideen

„Danach habe ich ein Jahr lang intensiv auf eigene Faust meine Mappe vorbereitet und mich bei sämtlichen Design-Hochschulen im In- und Ausland angemeldet“, erinnert sich Nes Kapucu lachend.

Das Fashion Design Institut in Düsseldorf freute sich über ihre kreativen Ideen. Heute, als Absolventin, unterrichtet die Gelsenkirchenerin dort vier Tage in der Woche die Studenten. „Aber nach Düsseldorf zu ziehen, das war für mich nie ein Thema. Ich fühle mich in Ückendorf sehr wohl – auch, weil meine Familie hier direkt in der Nähe wohnt“, sagt Nes Kapucu mit Blick auf die viel befahrende Bochumer Straße, die direkt unter ihrem Atelierfenster Leben versprüht.

Die Wände in Nes Kapucus Atelier in Ückendorf sind mit Sammelstücken geschmückt...
Die Wände in Nes Kapucus Atelier in Ückendorf sind mit Sammelstücken geschmückt... © Foto: Martin Möller / Funke Fot

Es ist diese Welt, dieses Miteinander der Kulturen, was ihre Mode inspiriert – inzwischen sind ihre Entwürfe, die traditionelle türkische Muster und Stoffe mit westlichen Elementen verbinden, so bekannt, dass Modeexperten sie auf den ersten Blick erkennen.

Kein Wunder – denn wenn Nes Kapucu auf dem Label steht, dann ist alles handgemacht: Die Muster, für die sie Fotos und alte Bücher studiert, die Stoffbahnen, die sie mit Mustern bedrucken lässt, die Schnittmuster, die Kapucu selbst zu Papier gebracht hat – und auch die fertigen Stücke, die sie handgenäht hat. An ihrer kleinen Nähmaschine im Herzen von Ückendorf. . .