Gelsenkirchen/Duisburg. Eigentlich verkaufte er Sex-Spielzeug: Vor Gericht sitzt der 43-Jährige jetzt wegen seiner Online-Apotheke für Potenzmittel und Schlankheitspillen.

Die Geschäftsidee scheint einträglich gewesen zu sein: Innerhalb von nur drei Jahren sollen sieben Angeklagte mit einem illegalen Medikamentenhandel rund sechs Millionen Euro eingenommen haben. Zu ihnen gehört der Gelsenkirchener Sven S., der sich um die Internet-Aktivitäten der Gruppe gekümmert haben soll.

Aus Indien sollen die Medikamente gekommen sein. Schon der Name der Internet-Shops lässt ahnen, dass das Angebot begrenzt war: „Potenz-Shop“ hieß einer, „Potenzpharma“ ein anderer. Lediglich „Onlineapotheke-rezeptfrei“ versprach ein breiteres Angebot. Geliefert wurden vor allem potenzsteigernde Mittel, aber auch Pillen, die das Abnehmen erleichterten. Beruhigungsmittel gehörten zum Angebot, aber auch Antidepressiva und Antibiotika.

"Bande" in London aufgeflogen

Hauptangeklagter sind der Duisburger Michael T. (43) und der gebürtige Inder Jitender M. (34) aus Den Haag, über den Michael T. nach eigenen Worten ab 2008 günstig Medikamente aus Indien geliefert bekam. Zum Angebot gehörten zum Teil gefälschte Präparate, die nicht vom Hersteller stammten. Stichproben ergaben aber, dass sie durchaus die richtigen Wirkstoffe enthielten. Andere Medikamente waren in Deutschland nicht mehr zugelassen, weil ihre Einnahme für die Gesundheit riskant war.

Aufgeflogen war die Gruppe, die von Staatsanwältin Heike Hantke in ihrer Anklage als Bande bezeichnet wird, in London. Der britische Zoll hatte eine Warenlieferung aus Indien gestoppt. Bei den Recherchen stießen die Fahnder auf eine Lagerhalle in der Essener City. Kurz darauf schalteten sich die Zollfahnder in Essen ein und observierten den schwunghaften Internethandel. So stießen sie auf Michael T. als mutmaßlichen Kopf der Organisation.

Verkäufer von Jeans, Fenstern und Sex-Spielzeug

Dass er den Verkauf gegründet hat, streitet der Duisburger auch gar nicht erst ab. Vor Gericht erzählt er von seinem bewegten beruflichen Leben. Früher hat er als Maler gearbeitet, sich dann um Internetgeschäfte gekümmert: „Ich habe Sex-Spielzeuge verkauft, aber auch Jeans, Fenster oder Schuhe.“

Weil er selbst Erektionsprobleme hätte, will er sich irgendwann auf diesen aufstrebenden Markt gestürzt haben. Er wisse ja, dass sich viele schämten, bei diesem Problem zum Arzt zu gehen. Die halbanonyme Bestellung falle ihnen da viel leichter.

Neben dem Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz wirft die Staatsanwaltschaft dem Duisburger auch vor, dass er das wahre Ausmaß seines Gewinnes dem Finanzamt verschwiegen hätte. Am 19. Mai, nach 15 Prozesstagen, will das Gericht sein Urteil verkünden.