Gelsenkirchen.. Das Offshore Quintett begeisterte am Samstagabend bei „GEjazzt“ mit entspannten Klängen das Publikum in der Kellerbar des Bismarcker Theaters.
Kaum ein anderer Ort in Gelsenkirchen eignet sich so sehr für den entspannten Jazz, den die fünf jungen Männer des Offshore Quintetts ihren Gästen boten. Die Kellerbar des Consol Theaters erinnert mit seinem schäbig-chic-Stil an legendäre Clubs wie den Five Spot oder das Village Vanguard in New York City in den 1950ern/60ern. Doch mit dem Hard Bop der US-Ostküste hat die Musik des Offshore Quintetts eher weniger zu tun.
Als wären sie von dem treibenden Großstadtsound eines John Coltrane oder Lee Morgan genervt, entwarfen Gerry Mulligan, Shelly Manne oder Chet Baker in San Francisco einen kompletten Gegenentwurf: sonnig, langsam, entspannt war ihre Musik. Jazz für die Hängematte.
Ein exzellenter Abend
An diesen Westcoast-Sound erinnerte das locker-fluffige Konzert der 2009 gegründeten Band in weiten Teilen. Dazu kommt: Neben Piano, Schlagzeug, Bass und Saxophon feiert das Vibraphon ein Revival. Da werden bei Kennern feinste Erinnerungen an Legenden wie Cal Tjader freigesetzt. Doch während jene mit dem Schlaginstrument Subgenres wie „Exotica“ und später „Easy Listening“ den Weg bahnten, bleiben die Offshorer ihrer eigenen Idee treu. Ihr subtil aufeinander abgestimmtes Spiel kommt ohne direkte Anleihen aus. Ihre Stücke stammen ausschließlich aus eigener Feder. Das ist gerade bei jungen Musikern in diesem Genre eine Ausnahme.
„Rootville“ heißt das zweite, aktuelle Album des Quintetts, das an diesem Abend im Mittelpunkt stand. Übersetzt werden kann der Titel mit „Die Stadt, wo alles herkommt“. Und es ist naheliegend, dass damit San Francisco gemeint ist.
Es war ein exzellenter Abend, der mehr als 45 Gäste verdient gehabt hätte und der dazu angetan war, auch Jazz-Fremde für diesen Stil zu begeistern. Christoph Möckel eröffnete das Konzert mit einem verhaltenen Sopran-Sax, bevor er zum Alt-Sax wechselte und klare, starke, aber auch lyrische Phrasen blies. Später erzählte Vibraphonist Dierk Peters von der seltsamen Entstehung des von ihm komponierten Stückes „Pren“, bei der ihm das Internet-Lexikon Wikipedia Hilfestellung geleistet habe: „Ich kam von Adenauer über die Zugspitze bis zu Thai-Pop und landete schließlich bei ‚Pren‘.“ Das hatte Esprit, genau wie das Konzert.