Gelsenkirchen. Jürgen Hansen eröffnete gestern mit Oberbürgermeister Frank Baranowski den zweiten Help-Laden in Gelsenkirchen. Ehrenamtlicher Einsatz für Flüchtlinge. Deutschkurse und Umzugshilfe

Jürgen Hansen hat von seinem ersten Elan, Flüchtlingen zur Seite zu stehen, nichts eingebüßt. Die Skepsis der stärksten Ratsfraktionen bei der Gründung der Task Force ist mittlerweile der Hochachtung vor seinem Projekt gewichen. Gestern konnte er gemeinsam mit vielen Freunden, freiwilligen Helfern und OB Frank Baranowski den zweiten „Help Laden“ an der Von-der-Recke-Straße 3 eröffnen. Als Pirat ist er es gewohnt, meistens engagierter Einzelkämpfer im Rat zu sein.

Mit seiner Idee, auf ehrenamtlicher Basis Flüchtlinge willkommen zu heißen und ihnen Sprache und Kultur zu vermitteln, war der 58-Jährige zumindest bei den Grünen und Linken sofort auf Zustimmung gestoßen. Die Idee, selbst aktiv zu werden und nicht immer nach Stadt oder Staat zu rufen, hat längst so viele Unterstützer gefunden, dass ein Netzwerk aus mittlerweile 150 freiwilligen Helfern und Organisationen geknüpft werden konnte. Hausfrauen, Sportvereine, Kirchengemeinden haben sich angeschlossen, um Flüchtlingen den Einstieg in eine neue, unbekannte Welt zu erleichtern.

Bei der Einweihung dankte Hansen Oberbürgermeister Frank Baranowski für dessen Unterstützung: „Ohne seine Hilfe hätte es nicht funktioniert.“ Den ersten Bürger der Stadt ließ das ehrenamtliche Engagement mit großem Stolz auf die Stadt blicken. „Was alle angeht, können nur alle lösen“, zitierte der OB Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt.

Eigene Lebensgeschichte als Motor

Das kurzfristige Ziel der Task-Force ist eine Schulung und Unterstützung an fünf Tagen in der Woche. Zunächst stehen Helfer montags und mittwochs bereit, machen mit der Sprache vertraut, greifen Flüchtlingen bei obligatorischen Amtsabläufen oder bei Arztbesuchen unter die Arme. Für die Integrationskurse sind Gruppen bis zu 25 Personen vorgesehen. Auch alleinstehende Mütter sollen partizipieren; sie lernt die ersten Brocken Deutsch, während im Nachbarzimmer eine Helferin ihr Kind betreut.

Auch soziale Kontakte zur Familie ermöglicht der Help-Laden. Jürgen Hansen: „Wir haben fünf Monitore und Rechner installiert, an denen Flüchtlinge über Skype mit ihren Angehörigen sprechen können.“ Auch Bewerbungstraining steht auf dem Programm. Einen ständigen Draht unterhält die Task- Force zur Stadt. Wenn Flüchtlinge ihre Unterkunft verlassen und in Wohnungen ziehen, wird der eigene Lkw mobilisiert, der die Möbel transportiert. Jürgen Hansen ist stolz auf sein Helferteam: „Wir haben einen festen Platz in der Stadtgesellschaft eingenommen.“

Der Politiker glaubt, dass seine eigene Lebensgeschichte der Motor war, der ihn heute angetrieben hat. Als er 1986 als politischer Gefangener der DDR quasi als Flüchtling in den Westen einreiste, betrat er das Land ebenfalls als Fremder: „Ich kam mit zwei Koffern und zwei Kindern an der Hand. Die Menschen, die heute kommen, haben es schwerer. Ich sprach immerhin dieselbe Sprache.“