Gelsenkirchen. Es geht um Nebentätigkeit und Überbelegung des Kinderheims St. Josef. Arbeitsgericht Gelsenkirchen will über Wirksamkeit der Kündigung von Thomas Frings entscheiden.
Das erste Kapitel im Skandal um die Verschickung von Jugendlichen zu intensivpädagogischen Maßnahmen ins ungarische Pecs ist geschlossen. Die ehemalige Leiterin des St. Josef Kinderheims, Anja Gresch, scheidet endgültig aus. Sie verliert nach 19-jähriger Tätigkeit ihren Job. Die St. Augustinus GmbH hatte der Frau am 19. Mai fristlos gekündigt. Anja Gresch hatte sich mit einer Kündigungsschutzklage gegen die Entlassung gewehrt. In Güterminen vor dem Arbeitsgericht konnten sich die Parteien nicht einigen. So kam es zu dem außergerichtlichen Vergleich, bei dem offensichtlich beide Parteien Zugeständnisse machen mussten.
Bei dem einträglichen Geschäft war nicht nur das städtische Jugendamt involviert. Für die Belegung hatten der damalige Amtsleiter Alfons Wissmann und sein Stellvertreter Thomas Frings 2004 eigens das Unternehmen Neustart GmbH gegründet. Kinder wurden ausschließlich über das Kinderheim St. Josef nach Ungarn geschickt. Im Gegenzug ist das Kinderheim durch das Jugendamt überbelegt worden, um sich wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen. Anja Gresch hatte vor Gericht beteuert, sich um keinen Cent bereichert zu haben. Rechnungssteller für die Neustart GmbH war der Kinderschutzbund.
Vorwurf: Einfluss auf Heim-Belegung
Das zweite Kapitel könnte am Dienstag abgeschlossen werden. Die vierte Kammer des Arbeitsgerichts will über die Wirksamkeit der Verdachtskündigung vom 18. Mai gegen den früheren stellvertretenden Jugendamtsleiter Thomas Frings entscheiden.
Der Vorwurf der Stadt: Die Nebentätigkeit in Ungarn sei nicht genehmigt gewesen, zusätzlich habe Frings gezielten Einfluss auf die Belegung im St. Josef Kinderheim genommen. Bei der Abrechnung über den Kinderschutzbund sieht sie eine Interessenkollision mit seinem städtischen Amt.
Die Stadt Gelsenkirchen will an der Kündigung festhalten, kann sich ein geändertes Ausscheidungsdatum ohne Zahlung einer Abfindung vorstellen. Dies hatte sie bereits mit Alfons Wissmann vereinbart. Thomas Frings will auch nach 33 Dienstjahren weiter für die Stadt arbeiten. Seine Argumente: Er sei vom Personalrat nicht angehört worden, und der Stadt sei seine Beteiligung am Projekt in Ungarn bereits 2004 durch Amtsleiter Alfons Wissmann mitgeteilt worden.