Gelsenkirchen. . Schulamtsdirektor Bernhard Südholt klärte im Gauß-Gymnasium auf und beantwortete Fragen. Gemeinsames Lernen kann nicht an allen Schulen gewährleistet werden.
Inklusion. Was heißt das eigentlich? Inklusion bedeutet so viel wie Mit Einbeziehen, Teilnehmen lassen. Im Unterschied zu Exklusion – Ausschließen. Auf die Schule bezogen heißt das, „schwächere“ Kinder zusammen mit „normalen“ zu unterrichten.
Die „Schwächeren“ werden im politisch korrekten Beamtendeutsch als Kinder mit „sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf“ bezeichnet. In diese Kategorie fallen zum 1. August 2016 in Gelsenkirchen 125 Schüler, die von der vierten in die fünfte Klasse wechseln.
Barrierefreiheit ist nicht die Regel
„Schulischer Inklusionsprozess in Gelsenkirchen“ war die Informationsveranstaltung betitelt; rund 60 Interessierte waren gekommen: Eltern mit ihren Kindern, Elternteile. Etwa ein Drittel mit erkennbarem Migrationshintergrund. Eine Zahl, die den hohen Informationsbedarf spiegelt. Schließlich handelt es sich um ein „kompliziertes NRW-Gesetz“, so Südholt. Es folgt einem Beschluss der Vereinten Nationen, nach dem gemeinsamer Unterricht der Regelfall sein soll. Das kann er aber nicht sein. Denn gemeinsames Lernen kann nicht an allen Schulen gewährleistet werden, da sie sächlich nicht ausgestattet sind. Nicht jede Schule ist barrierefrei. Wohin also mit dem gehbehinderten Kind? Zur nächsten Schule? 50 Minuten entfernt? Dreimal die Bahnlinie wechseln? Fragen wie diese versuchte Südholt zu beantworten.
Eine sachlich-informative Stunde
Denn unter den 125 Kindern sind nicht nur Lern-, Sprach- oder geistig Behinderte, Autisten oder Kinder mit auffälliger emotionaler oder sozialer Entwicklung. Auch körperlich Behinderte zählen dazu. Und wie ist das mit dem Mobbing?, lautete eine wichtige Frage. Die Unterstützungsbedürftigen wären da nicht mehr betroffen als andere – wenn überhaupt, meinte Südholt.
Es war keine ideologiebefrachtete Debatte, die an diesem Abend stattfand. Es war auch keine Talkshow. Dabei gibt es durchaus Meinungen, die gegen Inklusion wettern. Doch über dieses Stadium ist man in Gelsenkirchen hinaus. Es war eine weitgehend trockene, sachliche, informative Stunde – an deren Ende Südholt freimütig Stellung nahm: Für ihn sei der Wechsel in die Sekundarstufe I nach der vierten Klasse verfrüht. „Wir brauchen längeren gemeinsamen Unterricht.“
Die meisten Interessierten stellten keine Fragen. Das ist verständlich, manches ist vielleicht zu intim. Ausliegende Handzettel verwiesen auf Kontaktmöglichkeiten zu Inklusionsexperten des Schulamts: Dirk Steiner: 169 31 81; Stephan Bortlisz: 169 31 80; Astrid Schenk: 169 2159.