Gelsenkirchen. . Vivawest präsentierte sich als Wohnungsunternehmen und Dr. Werner Müller als Gastredner erklärte seine Liebe zum Revier – Solidarpaktappelle inklusive.
Vivawest, der Wohnungsriese aus dem Nordsternpark, will verstärkt in lockerer Form in den Austausch mit den (Geschäfts)-Partnern in den Städten und Kommunen treten, in denen das Wohnungsunternehmen präsent ist – und hat dazu den „Vivawest Abend“ kreiert, auch als Forum zur Selbstdarstellung, vor allem aber als Gesprächsplattform zu gehobener Gastronomie und gepflegter Popmusik.
Den „Input“ lieferte zur Premiere vor rund 120 geladenen Gästen aus Wohnungs-Wirtschaft, Verwaltungen und Politik Dr. Werner Müller. Sein Thema war naheliegend für ein Unternehmen, das stark im Revier verwurzelt ist, und den Redner, der das Revier und seine Energiewirtschaft mitgeprägt hat: „Liebenswertes Ruhrgebiet: Warum ich hier gerne lebe“ – dazu hatte Müller, der Ex-Bundeswirtschaftsminister, langjähriger Vorstandsvorsitzender der RAG AG und seit 2012 an der Spitze der RAG-Stiftung, einiges zu sagen – gewürzt mit Anekdoten, angereichert mit kleinen, feinen Seitenhieben.
Klar, das Image des Reviers und sein aktuell mal wieder debattiertes Klischeeproblem beschäftigten den Essener. „Das alles wiederholt sich ja periodisch, wird sind das ja im Ruhrgebiet gewöhnt“, stellte Müller fest und bemühte eine andere, ebenfalls aktuelle Forsa-Umfrage. Demnach lebten 82 Prozent gerne im Revier, bundesweit ein Spitzenwert, der die Diskrepanz zwischen Außensicht und Empfinden zeige. Da zitierte Müller lieber Frank Goosen: Dessen „woanders is auch scheiße“ passt zu dem, was Müller am Reviermenschen schätzt. Der seit hart aber herzlich, verlässlich, direkt und deutlich, zupackend. „Hier kann man an der Zukunft arbeiten und kriegt auch immer Mitstreiter“, steht für Müller fest. Und auch das: „Man kann gelegentlich in den Zoo gehen oder auf die Kö, man sieht immer interessante Sachen.“ Kann – muss aber nicht. Dafür habe das Revier genug zu bieten, was verbindet: Einzigartige Industriekultur, Konzerthäuser, Grün, „Fußball generell“ natürlich.
„Wenn man das betteln nennt, dann betteln wir halt“
Doch auch für Müller ist klar: Manche Ecken im Revier sind abgehängt, die „Zukunft dieser Gegend ist nicht selbstverständlich. Wir sind eine schwindende Region, unsere Kommunen sind finanziell überfordert, das muss man einfach sehen.“ Die Forderung aus dieser Erkenntnis formuliert er nicht das erste Mal: „Ich verstehe nicht, dass es nicht gelingt, so etwas wie einen Solidarpakt West oder Ruhrgebiet ins Leben zu rufen. Warum können wir nicht ein Stück Solidarität zurückfordern. Wenn man das betteln nennt, dann betteln wir halt. Wichtig ist, dass das Geld kommt.“
Von seiner starken Seite zeigte sich Vivawest mitten in „seinem“ Revier unter Herkules und Nordsternturm in der Hauptverwaltung, die für Geschäftsführerin Claudia Goldenbeld „ein Stück Stahl und Stein gewordener Strukturwandel“ ist. Als „aktiver Gestalter des Wandels“ und auch von Stadtrevieren versteht Goldenbeld das Unternehmen und ließ Zahlen sprechen: 120.000 Wohnungen mit 300.000 Mietern, 6,4 Milliarden Euro Immobilienvermögen, 2070 Mitarbeiter und 2 Milliarden Euro, die bis 2020 in den Erwerb, den Neubau und die Modernisierung von Wohnungen fließen sollen sowie ein Umsatzerlös von 806 Millionen Euro 2014 sind starke Konzernwerte, die sich laut Goldenbeld 2015 noch verbessern werden.
Für Müller stand schon zu Beginn des Premieren-Abends fest: „Das ist heute das erste Mal. Ich hoffe, dass sie das nach meiner Rede noch ein zweites Mal machen. Und dann wird es zur Tradition. Also, nur zu.“