Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen gibt es ab dem kommenden Jahr regelmäßige Bus-Touren, die in die Fußball-Geschichte der Stadt führen - von Schalke bis Horst.

Eingefleischte S 04-Fans wissen es: An Gott kommt niemand vorbei – außer Stan Libuda, Schalkes ehemaliger Flankengott und Dribbelkönig. Wer das nostalgische Fußball-Geschichtsbuch weiter aufblättern möchte, der kann ab April 2016 per Busfahrt die vergangene und die heutige Sportstadt entdecken. Bei einem Zwei-Stunden-Trip dreht sich alles um die Welt des Balles. Wir mischten uns bei der Vortour unter die Premierengäste.

Es hätte auch die Fahrt zu einem Auswärtsspiel der Schalker sein können. Blau-weiße Fankleidung war bei vielen Mitfahrern auf der Entdeckungsreise angesagt. Eine Farbkombination, die in der bunten Gelsenkirchener Trikotlandschaft bei weitem dominiert. Doch Stadtführer Dirk Slawetzki überraschte die Fußballfreunde mit einer schwarz-weißen Kombination, die Gelsenkirchener Kicker besonders gerne getragen haben.

Wer weiß schon, dass seit Gründung des DFB die meisten Nationalspieler, nämlich 24, aus GE stammen? Aktuell sind mit Neuer, Özil und Gündogan gleich drei am Ball. Für die türkische Nationalmannschaft liefen bisher vier Kicker auf, die sich auf Gelsenkirchener Bolzplätzen die ersten blauen Flecken holten.

Neururer ordnete Trainingslager an

In der Rappelkiste, glaubt Dirk Slawetzki, soll Ex-Schalke Trainer Peter Neururer mal seine Kicker angetroffen haben. Als Konsequenz ordnete er ein Trainingslager an. Nicht wahr ist indes, dass der als Schleifer bekannte Felix Magath seine Mannschaft im Eiltempo die Halde Rungenberg hochgejagt hätte. An der Allensteiner Straße wuchs Manuel Neuer auf, der neben anderen früheren Schalker Größen, Pokalen, Wimpeln, Trikots auf Fotos im Museum der Zeche Hugo zu sehen ist. In Beckhausen lernte Olaf Thon das Fußballspielen, ehe er über Horst zu den Schalkern stieß und dann in der weniger geliebten südlichen Fußballwelt untertauchte.

Das gilt im wahren Sinne für Schalkes früheren Mittelstürmer Willi Kraus, der als Torjäger richtig erfolgreich war, aber im Leben ohne den Fußball kein Glück hatte. Er landete nach einem Banküberfall hinter Gittern.

Wandel von der Sport- zur Wohnstätte in Horst

In kleinen Schritten mussten sich die Kicker vom STV Horst Emscher von der großen Fußballbühne verabschieden. In seiner besten Zeit konnte sich der Verein 1967 den Titel Deutscher Amateurmeister im Fürstenbergstadion holen. Bevor der traditionsreiche Name ausgelöscht wurde, hatten Funktionäre noch versucht, mit der SG Eintracht Gelsenkirchen zu fusionieren. Es blieb beim Versuch. Eintracht, im Süden beheimatet, hatte es zu Glanzzeiten bis in die Oberliga-West geschafft. Willi Koslowski, Heinz Hornig und Ernst Kuster bleiben als Stützen in Erinnerung, deren Weg später zu nationalen Ehren führte.

Den Wandel von der Sport- zur Wohnstätte erlebte die Horster Galopp-Rennbahn. Wohnhäuser entstanden und dort, wo die Galopper ihre Pferde antrieben, versuchen heute Golfer erfolgreich zu putten.

Touren können jetzt schon gebucht werden

In der Glückauf-Kampfbahn, 1927 gebaut, legten die kreiselnden Schalker den Grundstock für sechs deutsche Meisterschaften. Hartnäckig warten Fans nach der einzigen Nachkriegsmeisterschaft 1958 auf den 8. Titel. Heute bedeckt ein Kunstrasen die Kultstätte, auf der Teutonia Schalke in der Kreisliga auf Punktejagd geht. Heßler 06 oder Gelsenkirchen 07, einst als gelbe Gefahr gefürchtet, haben an Klasse zwar eingebüßt, doch der Spielbetrieb funktioniert immer noch. Im Jahnstadion war die Heimat des jungen Norbert Nigbur. Er war nicht der einzige Blau-Weiße, der es als Schalker ins Tor der Nationalmannschaft schaffte. Das gelang auch Hans Klodt, Heini Kwiatkowski, Jens Lehmann und Manuel Neuer.

Wer den Fußballspuren folgen möchte, kann die Rundfahrt schon buchen: Tourist-Info, 169- 3968 oder -3969. Auf Reisen mit dem Doppeldecker-Bus geht’s zwischen April und Oktober jeden dritten Freitag ab Charlys Schalker, Ernst-Kuzorra-Weg 1. Karten: Erwachsene 16, Kinder von 6-14 J. 8 Euro.