Gelsenkirchen. Das feige Messer-Attentat auf Henriette Reker auf einem Kölner Wochenmarkt war am Wochenende das Gesprächsthema in Gelsenkirchen.
Das feige Messer-Attentat auf Henriette Reker auf einem Kölner Wochenmarkt war am Wochenende das Gesprächsthema in Gelsenkirchen. Von erschüttert bis fassungslos reichten die Reaktionen, als die Nachricht die Runde machte. Den Menschen, die Reker in ihren zehn Jahren als Sozialdezernentin kennen und schätzen lernten, fehlten oft die Worte. Vielen standen Tränen in den Augen, verbunden mit den besten Genesungswünschen.
Die parteilose Politikerin (58), die CDU, FDP und Grüne als Kandidatin bei der Oberbürgermeisterwahl in Köln unterstützten, wurde zu Amtszeiten von Ex-Oberbürgermeister Oliver Wittke (CDU, 1999-2004) für Gelsenkirchen ins Gespräch gebracht. Der Eindruck, den sie in einer Stadt mit einer äußerst anspruchsvollen Sozialsituation hinterließ: Sie galt als äußerst kompetent, verlässlich und sozial hoch engagiert. Das ist eine Einschätzung, die über alle Parteigrenzen hinweg gleichermaßen geäußert wurde und die sie schließlich auf Vorschlag der Kölner Grünen auf den Posten der Sozialdezernentin in der Domstadt beförderte.
Peter Tertocha (Fraktionsvorsitzender (B90/Grüne) erinnert sich: „Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit war schon zu ihrer Gelsenkirchener Zeit die Flüchtlingspolitik. Ich erinnere mich an eine Diskussion um ein Flüchtlingsheim in Buer. Frau Reker hat inhaltlich immer überzeugt und hat hier bei uns sehr engagiert Sozialpolitik betrieben.“
Ein Angriff auf die Demokratie
„Dieser hinterhältige und feige Anschlag“ schockte auch OB Frank Baranowski (SPD): „Ich wünsche ihr viel Kraft für eine schnelle und vollständige Genesung.“ Das Attentat sei nicht nur ein feiger Angriff auf die Person und ihre Wahlkampfhelfer, sondern ein Angriff auf die Demokratie: „Da, wo Menschen sich für das Gemeinwohl engagieren, darf kein Raum für Hass und Gewalt sein. Alle demokratischen Kräfte müssen spätestens jetzt zusammenstehen und sich der zunehmenden Radikalisierung entgegenstellen.“
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„Das ist einfach unfassbar. Als sozialpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion kannte ich Henriette Reker von der ersten Minute an, die sie in Gelsenkirchen gearbeitet hat.“ Reker habe in dieser Stadt für eine Politik aus Vernunft und Herz gestanden: „Reker ging rational an Themen heran, begleitet von einer emotionalen Professionalität. Das hat sie ausgezeichnet, das macht sie so einzigartig.“ Sie habe nie ein Helfersyndrom entwickelt, sei aber stets für alle sozialen Themen höchst aufgeschlossen gewesen.“ Jetzt gehe es erst einmal um ihre rasche Genesung.
Wittke holte Reker nach Gelsenkirchen
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Joachim Poß meinte: „Der Schock über das schreckliche Attentat hält an. Frau Reker ist vielen aus ihrer Zeit als Sozialdezernentin bekannt. Mit Erleichterung hörten wir, dass sie – nach einer gut verlaufenen Operation – außer Lebensgefahr ist und es den weiteren Angegriffenen unter den gegebenen Umständen gut geht. Wir wünschen ihr und den anderen Betroffenen gute Genesung.“
„Ich bin absolut entsetzt und geschockt über eine dermaßen grausame, unfassbare Tat, vor der sich niemand schützen kann“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Wittke. Sollte es einen politischen Hintergrund haben, mache es das umso schlimmer. „Ich hoffe, dass sie ganz schnell wieder gesund wird.“ Die Besetzung des Sozialdezernats sei damals seine erste Personalentscheidung als OB gewesen, erinnerte er sich: „Reker war mir als Justiziarin beim Landesverband der Innungskrankenkassen aufgefallen, weil sie vehement gegen die Schließung eines Altenheims gekämpft hatte.“