Gelsenkirchen. „Campus meets Business“ klingt und liest sich als Titel ausgesprochen gut.

„Campus meets Business“ klingt und liest sich als Titel ausgesprochen gut. Damit ist nicht weniger gemeint, als ein gemeinschaftlicher Abend, an dem die Gelsenkirchener Wirtschaftswelt auf die der Westfälischen Hochschule trifft. Im Industrie-Club Friedrich Grillo an der Zeppelinallee fand der Austausch am Donnerstag statt und war verbunden mit der Verleihung des Wolf-von-Reis-Aktoren-Preises, der an Marcus Kottmann ging.

Der Diplom-Chemiker und Diplom-Arbeitswissenschaftler ist der Leiter der Stabsstelle „Strategische Projekte“ an der Westfälischen Hochschule. Er etablierte die Talentförderung, die nicht nur im Vorfeld eines Studiums, sondern auch in dessen Verlauf bis hin zum Übergang in den Beruf dafür sorgen soll, dass besonders talentierte Schülerinnen und Schüler (später Studierende) den Weg zu einem akademischen Berufsabschluss erfolgreich meistern – auch wenn dieser Weg durch die Herkunft nicht in die Wiege gelegt schien.

Kottmann freute sich über die Anerkennung, die mit 5000 Euro dotiert ist. Er macht in der Talentförderung, zwischenzeitlich vom Land zu einem NRW-Zentrum mit Sitz in Gelsenkirchen erweitert, eine starke Wachstumsbranche aus. Deren Aufgabengebiet es sei, neben der Pflege eines engen Verhältnisses von Wirtschaft und Hochschule, gerade die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Schule anzuschieben. An dieser Stelle setzte auch Kottmanns intensive Kritik an, die viel Arbeit verspricht: „Zwischen diesen Beiden ist es geradezu kultiviert worden, nicht miteinander zu reden.“

Wirtschaftsfeld mit dem größten Potenzial

Zurück zur Wachstumsbranche. Die gut 100 Gäste hörten am Donnerstag einen interessanten Vortrag von Prof. Dr. Josef Hilbert, dem Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Arbeit und Technik an der WH, zum Thema Gesundheitswirtschaft. Hilbert identifizierte dieses Wirtschaftsfeld als das mit dem größten Potenzial. Schon heute, führte er aus, seien in Gelsenkirchen 19 707 Beschäftigte in der Branche tätig; der Umsatz betrage pro Jahr rund eine Milliarde Euro, auch wenn er die lokalen Verhältnisse im Vergleich zum Ruhrgebiet und zu Nordrhein-Westfalen sogar als „etwas fußkrank“ einstufte.

In Deutschland gibt es cirka 6,1 Millionen Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft, der Umsatz erreicht 320 Milliarden Euro. „Die Branche ist die heimliche Heldin des Strukturwandels“, meinte Hilbert gerade mit Blick auf das Ruhrgebiet und das Sterben der Montanindustrie. Bei geschicktem Verhalten seien in den nächsten 20 Jahren zwischen 700 .000 und einer Million Arbeitsplätze mehr möglich. „Gesundheit ist schick und wird zum Treiber“, prognostizierte Hilbert. Damit sprach er auch die Investitionen an, die in Zeiten einer immer älter werdenden Gesellschaft in anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung fließen werden.