Gelsenkirchen. Gelsenkirchen hat eine Kämmerin. Der Rat votierte am Donnerstag bei einer Gegenstimme für die bisherige Sozialdezernentin der Stadt: Karin Welge.
Gelsenkirchen hat eine Kämmerin. Der Rat votierte am Donnerstag bei einer Gegenstimme für die bisherige Sozialdezernentin der Stadt: Karin Welge (52, SPD).
Seit dem 1. April dieses Jahres, seit dem Wechsel von Dr. Georg Lunemann (CDU) als 1. Landesrat und Kämmerer zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe, war die Stelle unbesetzt. 35 Bewerbungen hatte es auf die Ausschreibung hin gegeben. Am Ende wurde ein Personalberater eingeschaltet, ehe die Findungskommission des Rates einstimmig Karin Welge vorschlug.
Welge ist für acht Jahre gewählt
Während der Großteil des Rates es bedauerte, eine gute Sozialdezernentin zu verlieren, sich aber gleichermaßen freute, eine fach- und ortskundige Kämmerin zu gewinnen, war nur Kevin Hauer (Pro Deutschland) gegen den Vorschlag. Er vermutete Parteibuchabsprachen bei der Vergabe. Grob skizziert: die SPD bekomme diese Position, die CDU später die des Sozialdezernenten zuerkannt. Die Argumentation schien selbst seinen Fraktionskollegen nicht schlüssig. Während sich Christian Schaaf enthielt, stimmte Marion Gelhard für Welge.
Für seine Anmerkungen handelte sich Hauer zudem mehrere kritische Bemerkungen ein. OB Frank Baranowski (SPD) etwa kanzelte den Stadtverordneten mit dem Hinweis ab, dass seine Ausführungen demokratie-, ja sogar verfassungsfeindlich seien. Peter Tertocha (Grüne) merkte an: „Das war reines Rumgesülze. Das ist eine neue Qualität auf der nach unten offenen Hauer-Skala. Glückwunsch!“ – Welge ist für acht Jahre gewählt und wird nach Besoldungsgruppe B 5 vergütet: ca. 135.000 Euro pro Jahr. Bis zur Besetzung ihrer alten Position wird die Juristin kommissarisch das Sozialdezernat der Stadt betreuen.
Handlungskonzept eingebracht
Wichtig war dem Rat am Donnerstag zudem die Einbringung des neuen Handlungskonzeptes für die Aufnahme von Flüchtlingen (die WAZ berichtete). Oberbürgermeister Baranowski betonte in einer Rede, die allgemeine Zustimmung fand, wie dringend und wichtig die Umsetzung dieser Aufgabe sei, ohne dabei den Blick für die Stadt und ihre eigenen Bedürfnisse zu verlieren: „Die vor uns stehende Doppelaufgabe von Unterbringung und Integration, sie wird eine echte Kraftprobe. So unumgänglich diese Einsicht ist, so muss ich doch sagen: Ich hätte diesen Satz gerne schon früher gehört, aus Berlin oder Brüssel, verbunden mit einer Zusage für finanzielle Unterstützung und klaren Abläufen.“
Einstimmig votierte der Rat für diese vorbereitenden Maßnahmen: die Anmietung von bis zu 500 Wohnungen für das Projekt „Erst- und Regelwohnungen für Flüchtlinge“, die bedarfsgerechte Einrichtung von weiteren Gemeinschaftsunterkünften in Wohnhäusern für bis zu 100 Personen, die Einrichtung weiterer Gemeinschaftsunterkünfte für die kurzzeitige Unterbringung von bis zu 300 Menschen sowie den Bau von bis zu 13 mobilen Wohneinheiten im Arena Park.
Das Handlungskonzept selbst soll in den Bezirksvertretungen und Fachausschüssen beraten werden, ehe es im Rats am 26. November beschlossen werden soll.