Gelsenkirchen.. Insolvenzverwalterkanzlei äußert sich zur Rostasche des Entsorgers Becker in Gelsenkirchen. Tenor: Zahlungen sind ausgeblieben. Chance auf Weiterführung des Betriebes.

Die Rostascheberge der Heinrich Becker Umwelttechnik GmbH und Co. KG (HBU) im Hafen Grimberg werden zu einem Thema, das langen Atem braucht.

Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt weiter wegen eines möglichen Umweltdeliktes, nachdem im August 2013 heraus gekommen ist, dass sich anstatt der genehmigten 200 000 Tonnen fast doppelt so viel Rostasche am Kanal auftürmt. Und: Das Amtsgericht Essen hat jetzt ein Insolvenzeröffnungsverfahren auf den Weg gebracht und Dr. Christoph Niering von der Kanzlei Niering Stock Tömp (NST) zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Fragt sich, was passiert mit der Rostasche, wer entsorgt die Verbrennungsrückstände, wer trägt die Kosten? Nach Auffassung der Verwaltung die HBU, „solange es die Firma noch gibt“, wie Martin Schulmann erklärte.

Danach, so der Sprecher der Grundstückseigentümer, also die Muttergesellschaft des Entsorgers in Bottrop und möglicherweise der Anlieferer. „Das ist in 90 Prozent der Fälle Karnap.“

Karnap hat die Lieferung eingestellt

RWE Generation/RWE Technology betreiben das Müllheizkraftwerk dort. Nur: RWE hat den zu Ende 2014 auslaufenden Vertrag mit Becker nicht verlängert. Unklar ist, wie viel Tonnen Rostasche aus Karnap noch im Hafen lagern oder ob es noch weitere Anlieferer gibt. Zudem hat Karnap nach Angaben der Verwaltung im Februar 2014 die Rostaschelieferungen an Becker eingestellt – wegen „fehlender Entsorgungsnachweise“. Der Entsorger erhalte erst dann sein Geld, wenn er tatsächlich den Entsorgungsnachweis erbracht hat.

Mit derlei Fragen beschäftigt sich Daniel Zumhasch von der Insolvenzverwalterkanzlei NST in Essen. Wobei der Rechtsanwalt ein freundlicheres Bild der Lage bei Becker zeichnet. Zumhasch sieht „gute Chancen, die Firma HBU im Unternehmen zu halten und den Betrieb fortzuführen.“ Im November, nach Durchsicht aller Unterlagen, dürfe er mehr Klarheit haben.

Angebliche Ursache der Schieflage: Rostasche mit einem höheren Salzgehalt ist angeliefert worden. Damit fällt sie in eine andere Schadstoffklasse, ihre Entsorgung ist teurer. Und diesem Geld läuft Becker hinterher. „Der Betrag würde ausreichen, um die Rostasche in der teureren Form zu entsorgen“, sagte Zumhasch.

Stellungnahme von Becker bleibt aus

RWE dagegen weiß „von keinen ausstehenden Zahlungen“. Das Unternehmen habe zudem keinen Vertrag mit der HBU gehabt, sondern mit Remondis. Der Branchenriese wiederum habe eine Arbeitsgemeinschaft mit Becker gebildet, „ausstehende Beträge müssen daher im Innerverhältnis HBU/Remondis geklärt werden“, sagte ein RWE Sprecher. Und weiter: Bei der Entsorgung der Rostasche sei der Firma Remex tätig geworden, zudem gebe es noch andere Anlieferer als Karnap.

Von Seiten des Mutterkonzerns Becker blieb eine Stellungnahme nach Anfrage aus. Auch Remondis hat noch nicht geantwortet.

Pikantes Detail: Bereits im Februar 2014 hat die HBU einen Antrag bei der Stadt Gelsenkirchen gestellt, um mehr Tonnen Rostasche im Hafen Grimberg lagern zu dürfen – „wegen fehlender Sicherheitsleistung“ wurde der Antrag nicht weiter bearbeitet.