Gelsenkirchen. Am Deutschland-Tag des Nahverkehrs informierten Verkehrsunternehmen über Probleme und Zukunftssorgen. Sie rufen vor allem nach Finanzmitteln.

Die deutschen Nahverkehrsunternehmen plagen Zukunftssorgen. Zwar steigen die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) von Jahr zu Jahr – aber wie die Angebote in Zukunft finanziert werden, das steht heute noch in den Sternen. Am inzwischen dritten Deutschland-Tag des Nahverkehrs erklärte Jörg Filter, Geschäftsbereichsleiter Infrastruktur und Fahrzeuge bei der Bogestra, wo ÖPNV-Unternehmen ernsthaft der Schuh drückt.

2019 laufen mit dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzt und den Entflechtungsmitteln zwei zentrale Finanzierungsinstrument für die Infrastruktur des Nahverkehrs aus, so Filter. „Nahverkehr ist Daseinsvorsorge und außerdem ein Standortvorteil. Uns geht es darum, eine Zusage für die Unterstützung nach 2019 zu bekommen, um den Standard zu erhalten“, sagte er am Mittwoch an prädestinierter Örtlichkeit: am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) in der Altstadt.

Modernisierungen möglich machen

Seit Jahrzehnten hätten die Strukturmittel für Verbesserungen bei den Verkehrswegen gesorgt und insbesondere im Bereich des Nahverkehrs wichtige Modernisierungen und Erweiterungen der Angebote überhaupt möglich gemacht. Die Bogestra, so Filter, habe in den vergangenen zehn Jahren über 350 Millionen Euro in die Zukunft des Unternehmens „für eine nachhaltige und bezahlbare Mobilität im mittleren Ruhrgebiet investiert“. Allein 7 Millionen Euro seien in ein neues Stellwerk für die Linie 308/18 in Bochum, in neue Fahrzeuge wie etwa Variobahnen und Hybridbusse oder in die Infrastruktur für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste investiert worden. Gleichzeitig sei der barrierefreie Ausbau vieler Haltestellen weiter gegangen oder an die 20 Rolltreppen erneuert worden.

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400.000 Kunden täglich verzeichnet die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. Für die möchte man die Mobilität weiter ausbauen. Schon jetzt steht aber laut Bereichsleiter Jörg Filter fest, dass bis 2025 rund 233 Millionen Euro nur für den Erhalt ortsfester Infrastruktur in den Tunnelanlagen fehlen.

VRR macht auf Probleme aufmerksam

Auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) machte am Nahverkehrstag auf das drängende Zukunftsproblem aufmerksam. „Die Qualität des ÖPNV steht und fällt mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln“, betonte Vorstandssprecher Martin Husmann. „Ohne eine rasche Einigung zwischen Bund und Ländern kann das Leistungsangebot im öffentlichen Personennahverkehr über kurz oder lang nicht gehalten beziehungsweise bedarfsgerecht weiter entwickelt werden“, unterstrich Husmann die drohende Not.

Als Sprecher für ÖPNV und Bahnpolitik der Grünen-Fraktion im Landtag NRW, stellte Rolf Beu gestern fest: „Seit Jahren stellt der Bund zu wenig Geld für den Nahverkehr bereit. Besonders vernachlässigt er NRW. Eine gerechte Verteilung muss den hohen Bevölkerungsanteil berücksichtigen.“ Er versprach: „Auch wir machen weiter gehörig Druck in Berlin.“