Gelsenkirchen. Die Zahl der Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen ist in Gelsenkirchen gestiegen. Dagegen gibt es eine Besserung bei Atemwegserkrankungen.
Einen Rekordkrankenstand in Gelsenkirchen meldet der Gesundheitsreport 2015 des Krankenversicherers DAK Gesundheit. Während krankheitsbedingte Ausfälle landesweit leicht auf 3,8 Prozent zurückgegangen seien, verharre der Bereich Gelsenkirchen/Bottrop auf dem Rekordniveau von 5,3 Prozent (laut Barmer GEK 6,1 Prozent).
16,9 Tage fehlten Arbeitnehmer 2014 laut Barmer GEK in NRW krankheitsbedingt, in Gelsenkirchen waren es 22,3. Mehr als jede vierte Krankschreibung ist weiterhin durch Muskel-Skelett-Erkrankungen (27,5 Prozent) bedingt, steigend ist der Anteil psychischer Erkrankungen (20,5 Prozent). Jede zehnte Krankschreibung ist bedingt durch Erkrankungen des Atemsystems, Verletzungen machen 9,1 Prozent aus.
Ruhrgebiet ist beim Krankenstand immer Spitzenreiter gewesen
Besonders gravierend ist die steigende Dauer der Krankschreibungen. 5,3 Fehltage je Versichertem gehen laut DAK auf Konto des Muskel-Skeletts (6,6 Tage laut Barmer GEK, NRW-Schnitt laut DAK 3,12), auf rund vier Tage kommen beide Kassen bereits bei psychischen Erkrankungen im Schnitt. Dramatisch allerdings ist vor allem die Steigerung der Krankheitsdauer bei psychischen Störungen. Seit dem Jahr 2000 ist diese in NRW laut DAK um 120 Prozent gestiegen.
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Nun ist die DAK zwar nur eine von mehreren Krankenkassen in Gelsenkirchen, nach Einschätzung der Ärzteschaft die Drittgrößte nach der Barmer GEK und der AOK. Aber zum einen zeigen die Statistiken von allen dreien sehr ähnliche Entwicklungen und Tendenzen. Und zum anderen haben auch die Mediziner, so Dr. Klaus Rembrink, Bezirksstellenleiter für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in Gelsenkirchen und Bottrop, eine ähnliche Entwicklung festgestellt – ohne Statistiken zu führen.
„Das Ruhrgebiet war schon immer führend beim Krankenstand. Das hängt mit Bildung, Lebensumständen und natürlich auch mit den Berufen zusammen. Muskel-Skelett-Erkrankungen sind schon lange der Hauptgrund für Arbeitsunfähigkeit.
Höchster Krankenstand laut AOK in öffentlicher Verwaltung
Psychische Erkrankungen und vor allem die Dauer der Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Erkrankungen steigen eindeutig. Rückläufig hingegen sind Atemwegserkrankungen bei Menschen im berufstätigen Alter hier. Unsere Luft ist besser geworden, es gibt kaum noch aktive Bergleute und die Zahl der Raucher ist ebenfalls deutlich gesunken. Das alles wirkt sich positiv aus,“ erklärt Rembrink.
Die AOK als zweitgrößte Krankenkasse am Ort führt auch Statistiken, allerdings stärker nach Berufen aufgeschlüsselt. Den höchsten Krankenstand gibt es demnach in der öffentlichen Verwaltung/Sozialversicherung mit 8,8 Prozent und dem verarbeitenden Gewerbe (8,4 Prozent), Landwirtschaft (3,9) sowie Banken und Versicherungen bilden das Schlusslicht mit 4,2 Prozent.