Gelsenkirchen.. Der königsblaue Club feiert seinen 111. Geburtstag mit einem prallen, multimedialen OraTORium.
Auf dem grünen Rasen läuft’s nicht immer rund. Auf der Bühne auch nicht. Während Opernsänger Lars Oliver Rühl mit strahlendem Tenor die Ballade „Solange ich lebe, wird Blau-Weiß meine Farbe sein“ intoniert, leuchtet auf der Leinwand „No input signal“ auf. Kein Problem, noch wird auf der Bühne des Musiktheaters im Revier auf Hochtouren geprobt. Der Vorhang für die Vorpremiere des Schalke-Oratoriums „Kennst Du den Mythos ...?“ öffnet sich erst am Donnerstag, 10. September, dann auch mit den passenden Bildern zum Gesang.
Erst einmal nur für geladene Gäste. Alle Schalker dürfen dann am Freitag, 11. September, stilgerecht in der Veltins-Arena mitfeiern und mitfiebern, wenn die offizielle Uraufführung der Jubiläumsshow zum 111. Geburtstag des Fußballclubs als multimediales Spektakel über die Bühne gehen wird. Noch gibt es sogar Karten dafür.
Das Spiel dauert 90 Minuten
Einer, der schon am gestrigen Montag neugierig in die Proben hinein schnupperte, war Ex-Schalke-Profi und Publikumsliebling Gerald Asamoah: „Ich bin echt gespannt auf das Stück!“ Denn er weiß ganz genau um die Bedeutung von Musik im Fußball-Oval: „Wenn die Fans auf den Rängen lautstark singen, dann stärkt das die Spieler auf dem Platz ganz ungemein. Den Gesang, den brauchen wir!“
Gesänge eben wie „Blau und Weiß, wie lieb ich dich“ oder „Kennst Du den Mythos vom Schalker Markt“. Songs, die Asamoah, der privat gerne Musik von Gospel bis Hip-Hop hört („Oper eher nicht“, grinst er), im Schlaf kennt.
Schalker-Musical dauert 90 Minuten
Dem Publikum der Jubiläumsshow wird es da nicht anders gehen. Theaterautor Ulf Schmidt, das Komponistenduo Dieter Falk und Heribert Feckler und Filmemacher Jan Peter konzipierten eine sowohl unterhaltsame als auch informative Inszenierung, die der facettenreichen 111-jährigen Geschichte des Fußballvereins in Bild und Ton und mit allen Höhen und Tiefen nachspürt. Alle bekannten Fangesänge, das Steigerlied inklusive, werden erklingen, mal als Rapp, mal als Opernarie, mal rockig, mal sinfonisch.
Ein Spiel dauert 90 Minuten, das Schalke-Musical natürlich auch. Nachspielzeit nicht ausgeschlossen. Links und rechts von einem Steg sitzen auf der Bühne die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen, erweitert um eine stattliche Rockband. Komponist Heribert Feckler gibt den Takt an. Die prominente Schauspielerin Anna Thalbach wird immer wieder als Erzählerin per Video zugeschaltet, sie plaudert aus der Vereins- und Ruhrgebietsgeschichte. „Du kannst fliegen, aber bleib’ am Boden“, beschwört der Opernchor den blau-weißen Ikarus, der als Zeichentrickfigur den aufstrebenden Verein symbolisiert.
Zeiten der Tränen, als die Meisterschale doch noch verloren ging, Zeiten der grenzenlosen Euphorie, als die Schalker den Uefa-Cup in den Pott holten, alles da in Musik und vor allen emotionsgeladenen Filmen. Wenn aus geschulten Kehlen zum orchestralen Riesenklang das bekannte „Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon ...“ erklingt, ist Gänsehautfeeling garantiert. Und wenn der Opernsänger pathetisch singt „Am Samstag wird steinernes Grau zu strahlendem Königsblau“, wird sicherlich mancher Zuhörer zustimmend nicken. Asamoah sagte es gestern am Rande so: „Schalke, das ist Familie.“