Gelsenkirchen. . Christoph Werntgen ist Diplom-Geograf und möchte mit einer Gruppe von Oberstdorf ins italienische Vernagt gehen. Zehn Teilnehmer, sagt er, sollten es schon sein.
Was treibt einen Flachlandtiroler in die Berge? Für Christoph Werntgen ist die Frage schnell beantwortet. Wenn die Eltern den Nachwuchs mit auf Wanderschaft nehmen, entwickelt sich entweder eine Leidenschaft oder eine Abneigung fürs Kraxeln. Schon auf seinem T-Shirt verrät das legendäre grüne Ampel-Männchen aus der ehemaligen DDR, dass von Wandermüdigkeit nichts zu spüren ist. Für den 35-Jährigen brachten anfängliche Ausflüge in die Gebirge die Gewissheit, immer höher hinaus zu wollen. Heute führt der Diplom-Geograf Naturfreunde als Wanderführer in höchste Bergregionen. Die Strecke fürs nächste Jahr ist bereits festgelegt. Er will mit einer Truppe, die Ausdauer und Fitness mitbringt, in sechs Tagen die Alpen überqueren.
Tirol hat es ihm angetan
Vor allem Tirol hat es ihm angetan, seine Mutter ist Österreicherin. Die Eltern trieb es regelmäßig in das österreichische Bundesland. Als sich Christoph Werntgen in der Pubertät von den Eltern abnabelte, hatten die ihm zumindest die Leidenschaft vermittelt. So führte er als Wanderführer auch Pfadfinder ans Ziel, begleitete sie auf Kanu- und Fahrradtouren. Später entdeckte er auch die anspruchsvolleren Alpenetappen, machte sich mit Freunden auf den Weg. Aus den eher gemütlichen Touren mit den Eltern entwickelten sich hochalpine Herausforderungen. Der 35-Jährige verbindet mit der Bergwelt Ruhe, Naturgenuss, Herausforderung und Abschied vom Alltag. Werntgen: „Ich sehe auch den sportlichen Aspekt, immer neue Etappen zu finden, den Stress abzubauen und vor allem nicht das Handy den Tagesablauf bestimmen zu lassen.“
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Wenn er mit Gruppen unterwegs ist, gehören neben wetterfester Kleidung detaillierte Karten als Allzweckwaffe für den rechten Weg und auch Höhenmesser zur Ausrüstung. „Wenn die Kraft bei einigen Teilnehmern nachlässt“, weiß der Wanderführer, „kann ich mit den Höhenangaben noch mal die Motivation steigern, auch die letzten Meter zu bewältigen.“
Zur Lebensphilosophie und Naturverbundenheit passt auch der berufliche Weg. Christoph Werntgen studierte Geografie. Vor gut einem Jahr fragte er sich, „willst Du immer am Schreibtisch sitzen?“ und gab sich schnell die entsprechende Antwort: „Ich mache mich selbstständig. Ich informierte mich im Internet und ließ mich beim Verband alpiner Vereine Österreichs zum Wanderführer ausbilden.“
Von Oberstdorf nach Vernagt
Acht Tage dauerte es, da hatte er auch Technik und Verhalten in der Ausbildung zum Schneeschuhwandern kennen- und beherrschen gelernt. In spannenden Touren führte er Bergmannschaften zum Ziel.
Doch die sechstägige Alpenüberquerung von Oberstdorf zwischen Pitz- und Ötztal nach Vernagt in Italien, die eigentlich für den September geplant war, muss er noch verschieben. Es hatten sich zu wenige für die Alpenüberquerung gemeldet.
Zehn Personen sollten es schon sein, sagt der erfahrene Wanderführer. Dabei wartet auf die Teilnehmer eine faszinierende Bergwelt mit atemberaubender Alpenkulisse.
Nach dem Start in Oberstdorf führt der Weg über Kemptner, Memminger Hütte, einem Bus- und Seilbahn-Transfer zwischen Zams und Mittelberg weiter zur Braunschweiger und Martin-Busch-Hütte nach Vernagt.
Wer den Alpen aufs Dach steigt, der sollte Kondition mitbringen. Bis zu 20 Kilometer Wanderstrecke und 1500 Höhenmeter pro Tag warten auf die Alpinisten.