Gelsenkirchen. Es gibt viele Möglichkeiten, Architektur zu fotografieren. Die schönsten und skurrilsten Bildmomente des Jahres sind jetzt in Gelsenkirchen zu sehen

Häuserfronten, die sich in einer riesigen Pfütze spiegeln, malerische Dachterrassen oder eine Mega-City aus der Vogelperspektive: Es gibt viele Möglichkeiten, Architektur zu fotografieren. Die schönsten und skurrilsten eingefangenen Bildmomente des Jahres sind jetzt im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße 14 zu sehen: Die Initiative „Bildsprachen“ präsentiert hier die Gewinnerserien des Europäischen Architektur-Fotografiepreises „architekturbild“ 2015.

Dieser Preis wird seit 2003 alle zwei Jahre vom gemeinnützigen Verein ‘architekturbild e.V.’ ausgeschrieben, seit 2008 in Kooperation mit dem Deutschen Architekturmuseum, wo die Preisträgerarbeiten auch in diesem Jahr zuerst gezeigt wurden“, erklärt Peter Liedtke vom Projekt „Bildsprachen“.

28 Bildserien zum Thema "Nachbarschaft"

Jetzt ist die Ausstellung, für die 264 Bildserien aus 14 Ländern gesichtet und 28 davon ausgewählt wurden, weiter gezogen nach Gelsenkirchen. Sie kann im Wissenschaftspark „erlaufen“ werden – denn die Bilderserien erzählen Geschichten, ganz ohne Worte. Vier Fotografien hängen hier jeweils als Serie zusammen – sie zeigen Muster-Bausteine, wie in den Bildern des Schweizer Fotografen Stefan Jaeggi, oder Kolumbarien mit geschmückten Fenstern, diese hat Dirk Brömmel mit der Kamera eingefangen.

Alle 28 Bildserien laufen unter dem Thema „Nachbarschaft“, auch wenn man die Zusammenhänge hier manches Mal erst suchen muss. Die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Serie von Petra Gerschner etwa zeigt die Aufstände im türkischen Gezi-Park ganz ohne aufständische Massen. Ihre „Nachbarschaft“ scheint auf Distanz zu setzen.

Eröffnung der Ausstellung am 20. August

Claudia Brust, mit dem zweiten Preis ausgezeichnet, zeigt in ihren Bildern, wie im „Unité d’ Habitation“ in Marseille die Nachbarschaft einfach durch hohe Sichtmauern ausgeblendet wird. Hier oben, auf der Dachterrasse, offenbart sich nur der Blick auf das weite Meer. Der Rummel der Stadt bleibt außen vor. Julia Baier, die sich mit ihr diesen Platz teilt, hat hingegen einfach aus ihrem eigenen „Fenster zum Hof“ herausfotografiert. Und während Claudia Brusts Bilder mit Farben voller Sehnsucht spielen, setzt Julia Baier auf schwarz-weiß – so wirken ihre Fotografien, als sei die Zeit stehen geblieben. Auch Fotokollegin Ulrike Manestar hat die Idee, aus dem Fenster heraus zu fotografieren, umgesetzt. Bei ihren Bildern fällt das Grün des nahen Waldes ins Auge. Die „Architektur“ mit ihren Fenstern wird hier schlicht zum Bildrahmen, eine Häuserfront ist in beiden Serien nicht zu sehen. Dafür erzählt die Architektur in weiteren Arbeiten ihre ganz eigene Geschichte. . .

Eröffnet wird die Ausstellung im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße 14 in Gelsenkirchen am Donnerstag, 20. August, um 19 Uhr. Zu sehen ist sie bis zum 24. Oktober. Der Eintritt ist frei.

Zur Eröffnung sprechen Peter Liedtke, Projektleiter von bild.sprachen, Tim Rieniets, Geschäftsführer StadtBauKultur NRW, und Christina Gräwe, Vorstandsmitglied architekturbild e.v., über die Bilder. Begleitend zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der 25 Euro kostet. Bei der Eröffnung 20 Euro.