Gelsenkirchen. 60 Euro Bußgeld oder ein Abo für ein Monatsticket? Seit August haben Schwarzfahrer, die erwischt werden, bei der Bogestra in Gelsenkirchen die Wahl.
Die Bogestra hat die Strafe fürs Schwarzfahren erhöht. Seit August verlangt der Verkehrsbetrieb von Pendlern ohne Ticket ein erhöhtes Beförderungsentgelt von 60 Euro. Gleichzeitig erprobt der Verkehrsverbund ein Pilotprojekt: Schwarzfahrer können ein Abo für ein Monats- oder Jahresticket abschließen, die 60 Euro Strafe fürs Ohne-Ticket-Fahren entfallen dann.
„Das Abo-Ticket muss vom Preis mindestens gleichwertig sein“, sagt Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. Zusätzlich komme dann noch eine Bearbeitungsgebühr dazu. Seit Beginn des Projektes hätte die Bogestra schon „einige Karten“ an Schwarzfahrer verkauft. Eine genaue Zahl könne man aktuell aber noch nicht nennen, heißt es von Seiten der Bogestra.
Wenige Schwarzfahrer in Gelsenkirchen
Die Quote der Schwarzfahrer ist in Gelsenkirchen ohnehin sehr gering. Nur 0,5 bis ein Prozent der Nahverkehrsnutzer fahren ohne Ticket. „Das sind sehr wenige“, sagt die Bogestra-Sprecherin. Gründe dafür sieht der Verkehrsbetrieb im regelmäßigen Einsatz von mehr als 100 Kundenbetreuern und im kontrollierten Vordereinsteig in Bussen. „Unser Ziel ist es natürlich, dass keiner mehr ohne gültiges Ticket fährt“, sagt Sandra Bruns.
Zeit und Entfernung bestimmen Ticketpreise
Monatstickets gibt’s in unterschiedlichen Preiskategorien, die sich nach Entfernung und danach richten, ob der Fahrgast vor oder nach 9 Uhr morgens in Bus oder Straßenbahn steigt. Zwei Beispiele zum Vergleich:
Das Ticket 1000 Preisstufe A 2 (innerhalb der Stadt) kostet 68,60 Euro (vor 9 h) und 50,50 (nach 9h), in Stufe B 101,90 bzw. 75 €. Das Ticket 2000 A 2 kostet 76,50 bzw. 56,45; für Stufe B 110,60 bzw. 83,60 Euro.
Ein Vorteil am Modellprojekt, das seit einiger Zeit auch bei der Essener EVAG läuft: „Die Leute haben die Chance ehrlich zu werden.“ Wobei selbstverständlich nicht jeder Schwarzfahrer unehrlich sei. „Aber Leistung kostet Geld. Das muss jedem klar sein“, sagt Sandra Bruns. Für das Modellprojekt kommt nicht jeder Schwarzfahrer infrage: „Wir machen das nur bei Ersttätern“, sagt Sandra Bruns. Auch ehemalige Abonnenten werden nicht berücksichtigt.“
Noch einige Schwachstellen im Modell
Die Bogestra sieht außerdem noch einige Schwachstellen: „Was machen wir dann mit Leuten, die das Abo dann nicht bezahlen?“ Der Fahrgastverband Pro Bahn lobt den „intelligenten Ansatz“ der Bogestra. „Die Unternehmen haben ja das Gestaltungsrecht. Man muss nun aber auch überprüfen, wie nachhaltig das Modell funktioniert“, sagt Sprecher Lothar Ebbers. Allerdings sei auch klar: „Hardcore-Schwarzfahrer lassen sich darauf nicht ein.“
Problematisch seien allerdings die zahlreichen „versehentlichen“ oder „am System scheiternden“ Schwarzfahrer. „Die sollten nicht weiter bestraft werden.“