Gelsenkirchen. . Der Aufsichtsrat hat die Investition in einer Sondersitzung beschlossen. 42 Stadtbahnen sollen die NF6D-Bahnen ersetzen, die nur im Schneckentempo fahren.
Auf einer Sondersitzung beschloss der Aufsichtsrat der Bogestra einen Investitions-Kraftakt von 200 Millionen Euro. Mit dem Geld sollen vorzeitig 42 neue Straßenbahnen angeschafft werden. Die Bahnen sollen als Ersatz für die seit Wochen nur noch im Schneckentempo von 30 Stundenkilometern fahrenden sogenannten NF6D-Bahnen angeschafft werden.
Nach einem Unfall in Gelsenkirchen im letzten Jahr und bei anschließenden Untersuchungen waren Risse in einer Achse des Einzelradfahrwerks festgestellt worden. Ebenfalls Bestandteil des außerplanmäßigen Beschaffungsprogramms ist der Kauf von zusätzlichen sechs U-Stadtbahnwagen, die die Flotte von derzeit 31 Fahrzeugen verstärken sollen. Bogestra-Aufsichtsratsvorsitzende Ottilie Scholz: „Es gibt keine Alternative zu dieser Investition.“
Es muss schnell gehen. Noch in dieser Woche will die Bogestra die europaweite Ausschreibung für den Kauf der 42 neuen Straßenbahnen, zuzüglich die Option auf acht weitere Bahnen diesen Typs und die Anschaffung von sechs U-Stadtbahnwagen starten. Die gewaltige Kaufsumme, eine der größten Einzelinvestitionen in der Geschichte des Verkehrsunternehmens, soll gestreckt werden, um die Haushalte von Gelsenkirchen und Bochum nicht über die Maßen zu belasten.
Finanzvorstand erhofft Fördermittel
Die ersten neuen Straßenbahnen sollen bereits im kommenden Jahr, die letzten bis 2022 ausgeliefert werden. Bogestra-Finanzvorstand Andreas Kerber: „Wir hoffen nun auf Fördermittel – insbesondere vom Land.“ Er habe in den letzten Tagen bereits etliche Gespräche zum Thema Finanzierung geführt. Kerber ergänzte, dass in der Kaufsumme die Kosten für den derzeit aufwändig umgekrempelten Betriebsablauf – weil die Bahnen nicht in der tatsächlichen Geschwindigkeit und Kapazität fahren können – nicht enthalten seien. Sie belasteten den Haushalt des Verkehrsunternehmens pro Jahr mit rund einer Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Austausch der problematischen Einzelradfahrwerke.
Eine Oberhausener Spezialfirma brauche für zwei Fahrwerke (also eine Bahn) derzeit rund fünf Wochen. Die Kosten für den Umbau, also die Ausstattung mit neuen geschmiedeten Achsen, betragen pro Fahrwerk 17.000 Euro. Vorbehaltlich einer Prüfung durch die technische Aufsichtsbehörde dürften sie nach der Umrüstung wieder Geschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometer fahren.
Bogestra-Betriebsrats-Vorsitzender Dieter Schumann kündigte an, mit dem Unternehmen aufgrund der jetzigen Situation neu über die Personalplanung verhandeln zu wollen. „Gerade die rund 200 Mitarbeiter im Schienfahrzeug-Bereich leisten hervorragende Arbeit. Jede Nacht überprüfen sie jetzt sämtliche betroffenen Bahnen.“