Gelsenkirchen. . Hinter der Dahlbusch-Villa in Gelsenkirchen-Rotthausen reifen mittlerweile Petersilie, Kopfsalat und auch Gurken. Mitglieder des Metropolengartenvereins hegen 14 Parzellen.
Bergeweise Grünschnitt, darunter vieles mit Stacheln wie Brombeergestrüpp, lassen den Dschungel erahnen, der sich jahrelang hinter der Dahlbuschvilla in Rotthausen der Sonne entgegen reckte. Inzwischen haben Hacke, Säge und mehr als ein dutzend fleißiger Hände dem Wildwuchs den Garaus gemacht, haben Pfade angelegt, kleine Parzellen, 16 Quadratmeter umfassend, mit Stöcken und Seilen abgesteckt: der Metropolengarten.
Zucchini, Kürbisse, Rote Beete
Eines der Beete bewirtschaftet Sabine Jesgarz. „Kürbisse und Zucchini reifen in Kübeln aus Plastik, daneben kann sich Mutter Natur noch einmal austoben. „Ich möchte wissen, was für Pflanzen und Kräuter sich hier ansiedeln“, erklärt die 53-Jährige, während sie Rucola-Samen von der Mutterpflanze trennt, um den Kreislauf von Säen und Ernten fortzuführen. Bürokauffrau hat sie gelernt, 20 Jahre lang Konzertbühnen auf- und wieder abgebaut, nun findet sie keine Arbeit. „Hier vergesse ich die Sorgen“, sagt Jesgarz. Bewerbungen schreiben und immer wieder vergeblich auf den Anruf eines Arbeitgebers warten, das zermürbt.
Neben Sabine Jesgarz hat Vera Cicoria ihr kleines (Erd-)Reich. Sie mag’s eher „klassisch“. Kopfsalat reiht sich neben Petersilie und Roter Beete. Ein paar Meter weiter spannt sich im Schatten junger Bäume eine Slackline, ein Gurtband, das die Physiotherapeutin für Übungen nutzt.
Slackline und Hängematte
„Wir sind ein bunter Haufen“, sagt Wolfgang Eichler. Der 61-jährige Sozialpädagoge wohnt in der Villa, ist der Kassierer des Metropolengartenvereins und hat sich neben der Slackline ein Refugium mit Hängematte eingerichtet. Er erzählt von seinem Kollegen Michael Barthel, der in einem der alten Gewächshäuser mittelalterliche Bogen baut. Daneben lässt Susanne Schrade den Pinsel über Leinwände tanzen.
Eichlers Mitstreiter Franc Woiwod leitet den ungewöhnlichen Verein. Koch hat der 52-Jährige gelernt, arbeitet als privater Arbeitsvermittler. Und weil er sein eigener Chef ist, ist er jeden Tag vor Ort an der Steeler Straße 61. „Anfangs haben Besucher wohl gedacht: Ah, eine Hippie-Kommune“, sagt er und schmunzelt.
Der Metropolengarten ist und will aber mehr: Netzwerke schaffen, Menschen zusammenbringen und vor allem den geschichtsträchtigen Ort nicht dem Verfall preisgeben. Seit Start am 1. Februar stemmen sich die Parzellennutzer dagegen. 14 sind derzeit belegt, sechs weitere können angemietet werden. Eichlers und Woiwod Vision: eine Art „urbanes Farming“, das Areal misst immerhin 4800 Quadratmeter. Metropolengartenwein könnte es zumindest bald schon geben. An einer Mauer ranken meterhoch die Reben – zuvor hatte der Dschungel sie beinahe erstickt.