Gelsenkirchen. Fast zwei Jahre lang schwiegen die Angeklagten, denen vorgeworfen wird, einen Taxifahrer überfallen zu haben. Nun gaben sie sich als Opfer aus.

20 Monate lang hatten sie geschwiegen, jetzt wollen die beiden Gelsenkirchener Angeklagten selbst das Opfer sein. Vorgeworfen wird ihnen vor der VII. Essener Strafkammer der Überfall auf einen 47 Jahre alten Taxifahrer.

Am 7. Dezember 2013 hatte er gegen 18 Uhr den Auftrag bekommen, drei Fahrgäste an der Gaststätte „Zum Trompeten-Willy“ in Ückendorf abzuholen. Die Stimmung war nicht die beste vor der Schalker Fan-Kneipe, nachdem der Club in Mönchengladbach mit 2:1 verloren hatte.

Während der Fahrt, so erzählt der Taxifahrer, hätten sie ihn dann als „Arschloch, scheiß Türke“ beschimpft. Er hätte sich das verbeten, nicht einmal Türke sei er, sondern stamme aus dem Iran. Als er die Fahrt beendete, seien sie ausgestiegen und wollten nicht bezahlen. Mit einer Taschenlampe hätten sie ihm auf den Kopf geschlagen und 250 Euro Bargeld aus der Mittelkonsole geklaut. Aktiv seien die beiden Angeklagten, 30 und 29 Jahre alt, gewesen. Der dritte Fahrgast, der Onkel des 30-Jährigen, hätte nichts gemacht, sei wegen des Alkohols nicht einmal ansprechbar gewesen.

Angeklagte schwiegen bis zum ersten Prozesstag

Das alles hatte der 47-Jährige im Dezember 2013 im Kern schon der Polizei erzählt. Die beiden Angeklagten schwiegen dagegen bis zum ersten Prozesstag. Jetzt sagen sie, der Taxifahrer hätte sie beschimpft, weil einer von ihnen dunkelhäutig sei. Er soll gesagt haben: „Was ich noch mehr hasse als Juden, sind Neger.“ Sie hätten daraufhin beschlossen, für die Fahrt nicht zu bezahlen. Darauf sei der Taxifahrer aggressiv geworden und hätte sie geschlagen.

Auch der Onkel, der nach dem Vorfall bei der Polizei keine Angaben machte, weiß jetzt alles ganz genau. Richter Nils Feldhaus droht ihm sogar mit einem Verfahren wegen Falschaussage, es nutzt nichts. Der Onkel bleibt dabei, dass seine Erinnerung 20 Monaten danach sehr gut sei. Im Dezember 2013 hätte er nichts gesagt, weil er vor 40 Jahren einmal schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht hätte.