Gelsenkirchen. . Mehr als 300 SommerSound-Fans trotzten Sonntag dem Wetter und erlebten einen wunderbaren Musikabend im Stadtgarten.

Lauschig fühlt sich anders an: Gerade einmal 14 Grad zeigt das Thermometer am Sonntagabend, als Organisator Guntmar Feuerstein die Bühne im Pavillon des Stadtgarten frei gibt für die vierte Veranstaltung der Reihe SommerSound. Zudem nieselt es beständig. Doch einen harten Kern von mehr als 300 Liebhabern der Open-Air-Konzerte stört das nicht; die beiden Künstler „Paul-Simpson-Project“ werden von einem Meer gestreifter und getupfter Regenschirmen herzlich empfangen.

„Nothing else matters“: Die ausdrucksstarke Soul-Stimme von Jennifer Simpson verleiht dem Metallica-Song eine warme Note, das Thema passt, nichts anderes als die Musik zählt. Für Simpson und Gitarrist Bernd Paul schon ein Leben lang, seit 14 Jahren gemeinsam.

Achtung oder: „Uwaga“

„Bernd bringt seine Erfahrung der verrückten Sixties ein“, sagt die 35-jährige Sängerin lachend, ihr musikalischer Partner ist nahezu doppelt so alt. Dass sich diese Konstellation außerordentlich gut befruchtet, zeigen sehr persönlich interpretierte Cover-Songs vieler Rockgrößen. Mit tiefen Brusttönen beschwört Simpson die Geister aus „Riders on the Storm“ der Doors herauf, ihre Oktavsprünge verstärken die surreale Note, die „Come together“ der Beatles schon in sich trägt. Trotz allem wirkt Simpsons Stimme am besten in ihrer natürlichen Lage, die mit einer malerischen Klangfarbe ausgestattet ist. Eigenkompositionen wie „Still be there“ und „Zebra Spider“ sind Zeugen der musikalischen Qualität des Duos, das sich unter vielen Bravo-Rufen und Applaus verabschiedet.

„Achtung“, aber auf Polnisch, nämlich „Uwaga“, heißt es im zweiten Teil des Abends. Noch während des Umbaus gibt Violinist Christoph König des Klassik-Quartetts eine Kostprobe seiner Virtuosität: Er begleitet spontan das eingespielte Folk-Jingle des SommerSounds auf seiner Geige. „Die Vier schauen nicht über den Tellerrand, sie leben auf ihm“, stellt Feuerstein das verrückte Ensemble vor.

Begeisterte Zuhörer

Maurice Mauer (Violine), Christoph König (Violine, Viola), Miroslav Nisic (Akkordeon) und Matthias Hacker (Kontrabass) sind schon in renommierten Konzerthäusern zu Gast gewesen. Eine neunminütige Komposition über das Thema „Ach, großer König“, ein Choral von Johann Sebastian Bach aus der Johannes-Passion, zeugt davon, was „acoustic crossover“ bedeutet. Mauer trommelt auf seiner Geige, König spielt die seine wie ein Gitarre - aus einer schwebenden steten Melodie kristallisieren sich langsam die bekannten Noten des barocken Meisters heraus, um sich gleich wieder in einem pulsierenden Jazzrhythmus zu verfremden. Begeisterte Zuhörer applaudieren den rasanten Einlagen der Teufelsgeiger bei russischen Liedern oder türkischem Marsch.