Gelsenkirchen. . Die Evangelische Kliniken geben im Fall des Toten im Lift keine Auskunft mehr. Anders das Sozialwerk: Klient war in schlechter Verfassung.
Nach dem Leichenfund im Aufzug der Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen (EVK) bleiben die Umstände des Todes eines 59-Jährigen aus Gelsenkirchen mysteriös. Die drängendsten Fragen: Warum wurde der Patient nicht gesucht? Weder von Polizei, noch Krankenhaus noch St. Georg? Darauf gibt es keine oder dürftige Antworten.
Bei der Klinik mauert man. „Bis zum Abschluss der Ermittlungen wird es von unserer Seite keine weiteren Stellungnahmen oder Auskünfte geben“, sagt EVK-Sprecherin Corinna Lee. Man arbeite eng mit der Polizei zusammen und warte das Untersuchungsergebnis ab.
Verstorbener lebte in Wohnheim von St. Georg
Polizeisprecher Olaf Brauweiler erklärt auf Anfrage: „Hätte nach Auskunft der Ärzte Gefahr für Leib und Leben bestanden oder es Hinweise auf ein Verbrechen gegeben, wäre jeder Raum des Krankenhauses von uns durchsucht worden.“ Das sei aber nicht der Fall gewesen, auch habe es keinen Hinweis auf nicht funktionierende Aufzüge gegeben. Also gelte: „Ein Erwachsener kann frei bestimmen, wo er sich aufhält.“ Von einer Durchsuchung der Räume wurde abgesehen, weil man davon ausgehen musste, dass der Mann sich selbst entlassen hat.
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Mehr Informationen kommen von Seiten des Sozialwerks St. Georg. In einem seiner Wohnheime hatte der verstorbene Gelsenkirchener gelebt. „Unser Klient“, sagt Claudia Hagel, die Leiterin des Unternehmensbereichs Ruhrgebiet, „hat sich in einem schlechten Allgemeinzustand befunden, als er am 30. Juni auf der psychiatrischen Station aufgenommen wurde. Er war recht schwächlich, hatte aber keine offenen Wunden oder ähnliches.“ Der Mann habe zudem einen „gewissen Unterstützungsbedarf gehabt“, mit der Aufnahme in der Klinik aber für das Sozialwerk als versorgt gegolten. Mehr Persönliches könne sie aus Datenschutzgründen nicht sagen.
„Jetzt machen Gerüchte die Runde“
„Als uns dann am 2. Juli von der Klinik mitgeteilt worden ist, dass der Mann verschwunden ist, waren wir in Sorge“, sagt Claudia Hagel weiter. „Mitarbeiter haben darauf an den üblichen, beliebten Aufenthaltsorten nach ihm gesucht, leider vergeblich. Uns blieb nicht anderes übrig, als abzuwarten.“
Im Foyer der Evangelischen Kliniken ist indessen wieder der Alltag eingekehrt. Eine schwarze Folienwand schirmt den Aufzug am Ende eines Ganges vor neugierigen Blicken ab. Eine kleine Gruppe Besucher läuft tuschelnd daran vorbei. Vor den drei großen Aufzügen hat sich eine kleine Schlange gebildet, das Treppenhaus ist leer.
Am Haupteingang stehen rauchende Patienten mit ihren Angehörigen im Regen. Viele haben von dem Vorfall erst aus der Presse erfahren. Eine 58-jährige Patientin findet die Geschichte „makaber“. „Mir ist aber jetzt erstmal wichtig, dass man mir hier hilft.“ Lothar Friedrich ist seit einer Woche im Krankenhaus, Herzinfarkt. Er zieht an seiner Zigarette: „Ich fühle mich im Krankenhaus nicht unwohl, dafür gibt’s doch keinen Grund.“ Der 72-Jährige wünscht sich allerdings mehr Informationen durch die Klinik. „Jetzt machen Gerüchte die Runde.“