Gelsenkirchen. Um “Anregungen für den Untersuchungsausschuss“ zu sammeln, puzzelte die CDU am Wochenende in Gelsenkirchen auf dem Bahnhofsvorplatz.

Schon gleich zu Beginn ihrer Aktion auf den Bahnhofsvorplatz hätte sich die CDU Gelsenkirchen kaum mehr Aufmerksamkeit wünschen können: Der Laster fuhr vor, der Sand für den Beach-Club wurde abgeladen: „Was ist denn hier los?“ fragten viele Passanten am Samstag, etliche blieben hängen und suchten das Gespräch.

So munter das Bild – eine Strand-Ecke, Liegestühle, aufblasbare Palmen – auch wirkte, es ging um das Thema, was seit Wochen Gelsenkirchen umtreibt: der Jugendamts-Skandal. Zusammen mit ihren Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Heinberg waren rund 30 CDU-Mitglieder in der Innenstadt im Einsatz, zu erkennen an ihren einheitlichen schwarzen Poloshirts. Sie baten Passanten, ihre Meinung, Wünsche oder Kritik auf ein großes Puzzle-Teil zu schreiben. Heinberg: „Wir sammeln diese Fragen als Anregungen für den Untersuchungsausschuss.“

Gelsenkirchener machten sich Luft

Unterm Strich wünschen sich die Befragten mehr Transparenz und die offene Aufklärung, zeigen sich aber auch skeptisch, ob dazu tatsächlich der politische Wille vorhaben ist. Wolfgang Heinberg am Ende der in dieser Form bisher einmaligen Aktion: „Wir haben einige harte Facts zu dem Jugendheim in Ungarn erfahren, denen werden wir nachgehen.“

Junge Leute, ältere Gelsenkirchener, elegante Ehepaare, Menschen mit Migrationshintergrund, Familien mit Kindern blieben stehen, hörten zu oder machten sich Luft in Beiträgen.

250 schriftliche Bürger-Anregungen

Ein Beispiel aus den vielen Reaktionen: „Das muss alles restlos aufgeklärt werden. Warum hat der Untersuchungs-Ausschuss keine wirklichen Entscheidungsbefugnisse? Ein Witz!“, so äußerte sich ein älterer Herr mit Pferdeschwanz-Frisur empört.

Auf den Puzzle-Stücken wurden konkrete Namen und Forderungen notiert, Fragen aufgeworfen wie „Was wusste Beck?“ (Stadtdirektor Dr. Manfred Beck war 2004 Vorgesetzter von Jugendamtsleiter Alfons Wissmann) oder „Wann unternimmt OB Baranowski endlich etwas?“ Wie groß das Interesse war, zeigen auch einige Zahlen: 250 Puzzle-Teile wurden beschriftet.

Alkoholfreie Cocktails serviert

Das CDU-Team servierte über 400 alkoholfreie Cocktails mit Namen wie „SPD-Filz“ (Tomatensaft), „Skandal“ (Pink-Grapefruit, bitter) und „GE.nau.Jetzt“ (Schwarze Johannisbeere).

Heinberg zieht folgende Bilanz: „Wir sind super zufrieden, weil wir eine tolle Resonanz erlebt haben. Das neue Politik-Format zu wählen, war eine gute Entscheidung.“

Die CDU hatte sich für die Beach-Aktion zum Jugendamtsskandal entschlossen, weil sie kritisiert, dass die Richtlinien für den Untersuchungsausschuss alleine von der SPD beschlossen werden. Damit würden automatisch alle Anträge und Vorschläge der Opposition (CDU und Bündnis90/Die Grünen) mit absoluter SPD-Mehrheit abgelehnt.