Gelsenkirchen. . Informationen zu Risiken, Ursachen, Behandlungen und dem Leben mit der Krankheit gab es am Mittwochabend auf dem WAZ-Medizinforum mit Dr. Christoph Metzger, Leiter der Abteilung für Innere Medizin im St. Elisabeth-Krankenhaus. Über 120 Zuhörer stellten Fragen an den Experten.
Allein in Deutschland gibt es rund vier Millionen Diabetiker. Informationen zu Risiken, Ursachen, Behandlungen und dem Leben mit der Krankheit gab es am Mittwochabend auf dem WAZ-Medizinforum mit Dr. Christoph Metzger, Leiter der Abteilung für Innere Medizin im St. Elisabeth-Krankenhaus. Über 120 Zuhörer stellten Fragen an den Experten. Die rangierten von der Zuverlässigkeit der Messgeräte (plus minus 30 Prozent) über genetische Veranlagung bis hin zum Ernährungsverhalten.
Der Typ 1-Diabetes beginnt meist in der Kindheit. Über 90 Prozent der Diabetiker leiden unter dem Typ 2-Diabetes, weswegen sich die Ausführungen des Mediziners zum größten Teil auf diese Altersdiabetes bezogen. Beide Diabetes-Typen nehmen zu; Typ 2 vor allem wegen der Altersentwicklung der Bevölkerung. Diabetes kann nicht geheilt werden, aber wenn die Patienten Behandlungspläne genau einhalten, können sie ein fast normales Leben führen.
„Welcher Langzeitwert ist bei festen Diabetikern anzustreben?“ Antwort von Dr. Metzger: „Der ist beim Typ 2-Diabetiker sehr variabel und von der individuellen Lebenssituation abhängig – möchte er gut leben oder will er Gewicht verlieren?“ 90 Prozent der Typ 2- Diabetiker hätten „ein sattes Übergewicht“. Deshalb riet der Experte, Zuckerstoffe um die Hälfte zu reduzieren und auf tierische Fette ganz zu verzichten. Kritische Fragen provozierte Dr. Metzger mit der Empfehlung, weniger Eiweiß zu sich zu nehmen. „Warum FdH bei Quark, Milch, Joghurt?“, fragte eine Zuhörerin. Gelte das auch bei Osteoporose-Patienten? „FdH ja“, so Metzger, aber man müsse natürlich alle Begleiterkrankungen berücksichtigen und „individuell von Patient zu Patient entscheiden“.
Viele Folgekrankheiten
Problematisch: Diabetes wird oft erst nach fünf bis zehn Jahren festgestellt. „Der Körper verzeiht die zeitweise hohen Zuckerwerte über die Jahre aber nicht“, weiß Metzger. Der hohe Zuckergehalt im Blut greift die Gefäße an. Es kann zu Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschädigungen, Blindheit kommen. 55 Prozent der Diabetiker sterben am Herzinfarkt. Von den Durchblutungsstörungen stark in Mitleidenschaft gezogen ist auch das Gewebe an Füßen und Beinen (diabetischer Fuß). Im schlimmsten Fall müssen abgestorbene Körperteile amputiert werden.
„Ist das Kribbeln in den Füßen ein Hinweis auf Diabetes“, fragte daher ein besorgter Zuhörer. Nicht zwangsläufig, so der Mediziner. Allerdings: Bei Diabetikern träten Nervenschäden auf, die durch Abbauprodukte des Zuckerüberschusses entstehen. Die Betroffenen hätten Gefühlsstörungen besonders an Beinen und Füßen und würden zudem unempfindlich für Schmerz und Berührungen.
Diabetikern legte Dr. Metzger einen Kontrollkatalog ans Herz: „Gucken Sie sich täglich ihre Füße an, gehen Sie regelmäßig zur Augenuntersuchung, lassen Sie einen Stimmgabeltest machen, gehen Sie zur Nierenfunktionskontrolle und machen Sie alle zwei Jahre ein Belastungs-EKG.“ Applaus.
Prävention und Disziplin
Diabetes ist zu einer Volkskrankheit geworden. In Deutschland gibt es bereits vier Millionen Diabetiker. Viele haben Diabetes im Vorstadium (geschätzte zehn Millionen) und viele wissen noch nichts von ihrer Diagnose (geschätzt ein bis zwei Millionen).
Hauptursache bei der Zunahme von Typ 2-Diabetes in den westlichen Industrienationen sind Übergewicht und Bewegungsmangel. Dicke Kinder und Jugendliche, die den Tag vor dem Computer verbringen, seien potenzielle Diabetiker, so Dr. Christoph Metzger. Mediziner erkennen bei diesen Kindern und Jugendlichen das ISO-Syndrom: Internetabhängigkeit, schulvermeidendes Verhalten, Obesitas (Übergewicht). Bewegung, Therapie und Prävention seien darum genauso wichtig wie die Steuerung der Ernährung.
Dass der „Lifestyle“ (Metzger) geändert werden muss, gilt aber auch für Typ 2-Diabetiker zu. Gesunde Ernährung (viel Gemüse) und eine Kombination von Ausdauer- und Krafttraining verbesserten Lebensqualität und -dauer. Fakt: Allein durch Übergewichtigkeit erhöht sich das Sterberisiko 200-fach. „Durch was der Muskel bewegt wird, ist egal, entscheidend ist, dass man ihn bewegt.“ Ziel müsse die Normalgewichtigkeit sein. Optimal: ein Body-Mass-Index zwischen 25 und 28.