Gelsenkirchen. Bei Bettina Maschlanka hat der europäische Rotfuchs zugeschlagen. 21 der 27 Laufenten auf der Hofanlage in Heßler fielen dem Wildtier zum Opfer.
Fuchs, du hast die Gans gestohlen. Das bekannte Kinderlied müsste umgeschrieben werden, denn bei Bettina Maschlanka hat es der Europäische Rotfuchs (Vulpes vulpes) auf die Enten abgesehen. Bevor er zuschlug, watschelten 27 Laufenten über die Hofanlage in Heßler, die direkt an der A 42 liegt. Jetzt sind es nur noch sechs.
Auf dem Hof leben Schafe und Hühner, Katzen und Hunde. Und Laufenten. Bettina Maschlanka hat das Federvieh, das sie von Kleingartenbesitzern übernommen hatte, für die ökologische Bekämpfung der Schnecken im Einsatz. Als sich die Kleingärtner die Tiere zulegten, konnten sie nicht ahnen, dass die Enten auch gerne Gemüse fressen, wenn die Schnecken vertilgt sind. „Manchmal fragen die früheren Besitzer nach, wie es ihrer Ente geht und dann muss ich ihnen sagen ‘die hat der Fuchs geholt’“, erzählt die Gelsenkirchenerin.
Tisch für Füchse ist gedeckt
In den vergangenen Jahren hat immer mal wieder ein Habicht eine einzelne Ente auf dem Hof geschlagen, aber die Zahl der getöteten Tiere ist in jüngster Zeit rapide angestiegen. Die Gründe sind klar. „Die Füchse sind Kulturfolger. Sie haben gemerkt, dass es sich in der Stadt gut leben lässt“, sagt Jäger Stefan Lacher. Er kümmert sich um die Wildtiere in der Stadt. „Die Stadt bietet den Tieren große Futtermengen. Füchse sind Opportunisten. Sie gehen dahin, wo es leichte Beute gibt, vor allem, wenn der Nahrungsdruck durch Jungtiere groß ist“, sagt er. Mülltonnen und offene Mülleimer offerierten Mahlzeiten ohne jeden Aufwand. Auf dem Parkplatz einer Schnellimbiss-Filiale an der Willy-Brandt-Allee tummelten sich die Tiere schon tagsüber.
Anfang der 70er Jahre habe es keine Füchse in der Stadt gegeben, heute schätzt Lacher den Bestand im Gelsenkirchener Stadtgebiet auf rund 50 bis 60 Alttiere. „In den letzten zehn, fünfzehn Jahren haben wir in Gelsenkirchen pro Jahr 150 bis 250 Füchse zur Strecke gebracht“, so der Jäger. Nur so könne die Zahl der Füchse in Schach gehalten werden.
Ein Zaun ist kein Hindernis für den Fuchs. Er ist ein geschickter Kletterer, überwindet auch zwei Meter hohe Hindernisse. Bei den Hofhühnern ist der Fuchs allerdings erfolglos. Der clevere Hahn treibt jeden Abend seine Hennenschar in den Stall. Nur die Laufenten können sich nicht für den sicheren Ort erwärmen, lassen sich auch durch Futter abends nicht locken. „Sie übernachten lieber auf der Wiese“, sagt die Hofhalterin.
Dummheit kostet eben manchmal das Leben.