Gelsenkirchen. Die wichtigste Farbe war aber keine Farbe: Weiß. Weil auf weißen Klamotten die herabrieselnde Farbenvielfalt erst richtig gut aussieht.
Wer es nicht selbst erlebt hat, kann sich das Gefühl kaum vorstellen, in der Menschenmenge – zum größten Teil in Weiß gekleidet - vor der Bühne des Amphitheaters, wenn hunderte Farbbeutel gleichzeitig bei lautstarker Musik in die Luft geschmissen werden und die Masse im Dunst der farbenfrohen Wolke verschwindet.
„Es ist der Wahnsinn. Wir sind das erste Mal hier und kommen auf jeden Fall wieder, das ist so verrückt, einfach toll“, meint Quednau (16), die sich gerade ihre Jeanshose von einer Freundin mit einer Schere vom Farbbeutel-Verkaufsstand zur Shorts kürzen lässt. „Es ist viel zu warm und die Hose ist sowieso alt, also was soll’s“, ruft die 16-Jährige euphorisch und mischt sich wieder unter das Partyvolk. Die Stimmung ist einmalig: Bunt getupfte Partymacher jeden Alters tanzen, singen, feiern und die Sonne knallt dazu.
Sanitäter standen für Augenspülungen bereit
Regelmäßig kommt vom DJ der Countdown, Farbbeutel werden in die Meute geschmissen und bei Drei werfen alle gemeinsam ihr Pulver durch die Luft. Besonders beliebt sei die Farbe Pink, sagt Marius Wenig (22), der die Beutel und T-Shirts an einem Stand verkauft. Ganz gesund riechen die knalligen Pulver jedoch nicht. Die Sanitäter auf dem Festivalgelände sind am Nachmittag zwar noch sehr zufrieden mit der Bilanz der Vorfälle, jedoch falle die Leichtfertigkeit, mit der die Leute „das Zeug durch die Gegend werfen auf. Auf den Beuteln steht extra beschrieben, dass ein Mundschutz nötig ist, aber daran hält sich fast keiner.“
Nach Augenmaß trage einer von Hundert auf der Party so eine Bedeckung und auch die Augen, die besonders von dem Pulver in Mitleidenschaft gezogen würden, werden von kaum jemanden – außer durch eine gewöhnliche Sonnenbrille - geschützt. „Wir mussten schon einige Augenspülungen machen“, erklärt einer der Sanitäter.
Farbrausch-Festival zum ersten Mal mit Project Zero
Auch auf dem Gelände von Project Zero ist die Stimmung ausgelassen. Wie bei einer echten amerikanischen Vorstadt-Party ist nichts zu peinlich. Während die einen Bullenreiten, springen andere in einem speziellen Kostüm an die Kletterwand. Wer einmal daran kleben bleibt, hat es schwer wieder runter zu kommen. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte, als ich meinen Oberkörper endlich gelöst hatte, sind meine Beine trotzdem kleben geblieben“, lacht Inga Kosmir (25) und springt gleich noch einmal.
Ebenfalls sehr beliebt ist das „Mobile Lasertag“. In einem Raum, der wie ein riesiger Luftballon aussieht, kann mit Neonlicht geschossen werden.
Eine Runde im „Luftballon“ dauert sechs Minuten und kostet vier Euro extra. Ganz schön happig, aber was soll’s – dem Farbrausch verfallen, sieht die Welt sowieso ganz anders aus.