Gelsenkirchen. Andre Kranenburg steckt in einer schwierigen Situation und hoffte auf Unterstützung durch das Versorgungsamt. Dort aber sei er abgekanzelt worden.

In Amtsstuben gibt es zwei Grundtypen von Mitarbeitern – diejenigen, die den Bürgern positiv begegnen und die, die qua ihres Amtes hoheitlich „gestrickt“ sind. An letzteren ist offenbar André Kranenburg (46) aus Hassel geraten. „Vielleicht bin ich ja kein Einzelfall“, vermutet er und wandte sich an die WAZ-Redaktion.

Der Gelsenkirchener, der früher in der Reisebranche tätig war, ist aufgrund einer fortschreitenden Nervenschädigung an der Wirbelsäule seit 13 Jahren nicht mehr erwerbstätig. Seit einem dreiviertel Jahr sitzt er im Rollstuhl, er verliert zusehends seine Sehkraft. Eine kleine Rente bessert er durch einen 450 Euro-Job in einer Lotto-Toto-Annahmestelle auf. Das ist ihm wichtig, weil er auf diese Weise „soziale Kontakte hat und dem Staat nicht auf der Tasche liegt“.

"Alle Mitarbeiter waren freundlich"

Bislang lebt er zu Hause bei seinen Eltern, die den Sohn seit seiner Krankheit betreuen, doch die Wohnung ist nicht barrierefrei. Deshalb suchte sich André Kranenburg eine behindertengerechte Wohnung, fand auch eine bei der Deutschen Annington. Zu seinem Glück fehlte nur noch Hilfe bei der Renovierung und eine Erstausstattung. „Tisch, Stuhl, Bett, das reicht.“ Tapeten kleben, Bodenbelag verlegen und anstreichen kann er nicht. „Auch mein Vater ist dazu nicht mehr in der Lage.“

Kranenburg suchte darum Rat und Hilfe, sprach beim Arbeitsamt und im Jobcenter vor. „Alle Mitarbeiter waren freundlich“, sagt er. Das Jobcenter verwies ihn an das Grundsicherungsamt in der Vattmannstraße. Dort rief er an, bat um ein Beratungsgespräch. Doch der für ihn zuständige Sachbearbeiter K. habe ihn nicht mal zu Wort kommen lassen, als der 46-Jährige habe berichten wollen, dass er bereits eine Wohnung angemietet habe. „Wie kommen Sie dazu, einfach eine Wohnung zu mieten?“, sei er angeherrscht worden, schildert Kranenburg.

Anwalt eingeschaltet

Wer die Musik bestelle, bezahle sie auch, ihn interessiere sein Fall jetzt nicht mehr, habe der Sachbearbeiter ihn wissen lassen. Er könne ihm nur noch raten, einen Kredit zu beantragen. „Bei Ihnen?“, fragte der Ratsuchende zur Verdeutlichung. Nein, Kredite beantrage man bei der Volksbank oder der Sparkasse, habe der Mitarbeiter ihn abgekanzelt. „Ich hatte nicht mal mehr Gelegenheit meine Situation zu schildern, etwa dass ich im Rollstuhl sitze.“

Der Gelsenkirchener fühlt sich ungerecht behandelt, „als Sozialfall deklassiert“. Dieses Gefühl sitzt tief. Eine Woche nach dem Vorfall ist dem 46-Jährigen das noch anzumerken. Kranenburg hat sich einen Fachanwalt für Sozialrecht genommen. Gegen den Mitarbeiter wird er eine Dienstaufsichtsbeschwerde stellen. Und er erwartet eine persönliche Entschuldigung.