Gelsenkirchen. . Aber große Innenstadt-Straßen, zeigt eine WAZ-Befragung, sind Angstpisten für die Pedaleure. Viele finden: Es wird zu wenig für Fahrradfahrer getan

„Erzbahntrasse“, „Am Kanal entlang“, „Kanal-Radweg“ oder auch nur „Die Trasse“. Die Bezeichnungen variieren, in der Grundaussage sind sich die Befragten mit überwältigender Mehrheit aber einig: Die Erzbahntrasse entlang des Rhein-Herne-Kanals ist für sie der schönste Radweg in Gelsenkirchen. 78 von 124 Teilnehmern benannten die Freizeitpiste als ihre Lieblingsstrecke.

Auch im Rennen: Die Wege rund um Schloss Lüttinghof, die Berger Anlagen, der Rungenberg oder die Passage von Scholven über Hülser Heide nach Buer.

Wie oft fahren Gelsenkirchener mit dem Rad, wo sind sie gerne unterwegs, wo sehen sie Gefahren und Konflikte? Das erfasste die WAZ im Rahmen einer Befragung. 124 Gelsenkirchener nahmen teil. Sicher, repräsentativ ist das nicht, aber es gibt – passend zum Stadtradeln – einen Eindruck von Freuden und Nöten der Pedaleure. Zumal 87 der Befragten angaben, dass sie (fast) täglich oder zumindest wöchentlich mit dem Rad in Gelsenkirchen unterwegs sind. Man kann also davon ausgehen – die Leute wissen, wo es Knackpunkte gibt. Entsprechend hoch ist auch die Quote derer, die meinen, dass in Gelsenkirchen nicht genug für den Radverkehr getan wird: immerhin 83 der Umfrageteilnehmer kreuzten diese Antwort an, 18 finden sogar, es passiere „kaum etwas“ für Radler. Keinen Verbesserungsbedarf sehen hingegen 13 Umfrageteilnehmer.

Es sind vor allem die großen Verkehrsachsen, die Radlern zu schaffen machen

Dass der Radelalltag im Verkehrsfluss mit Autofahrern und Fußgängern nicht konfliktfrei ist, überrascht nicht. 37 Umfrageteilnehmer sahen „sehr häufig“ Stresspotenzial, 62 zumindest „gelegentlich“. Bei den Gefahrenpunkten wird deutlich: Es sind vor allem die großen Verkehrsachsen, die den Radlern zu schaffen machen – vierspurig, mit viel Pkw- und Lastverkehr, teilweise freigegeben für Tempo 70. Die Kurt-Schumacher-Straße mit Berliner Brücke ist klarer Spitzenreiter, wenn es um Angst-Pisten geht. Mehrfach benannt werden aber auch Cranger Straße und Adenauer-Allee, De-la-Chevallerie-Straße, Nordring und Overweg-/Husemannstraße, Ring-, Flora- und Horster Straße.

Weitere Tendenzen: Kreisverkehre, generell große Kreuzungen und Unterführungen werden von Radfahrern offenbar als kritisch empfunden, ähnliches gilt für Brücken über den Rhein-Herne-Kanal und, wie es jemand formuliert, „immer dort, wo auf beiden Seiten geparkt wird.“ „Überall“ findet übrigens ein Teilnehmer Radeln gefährlich – und kennt doch keine Zurückhaltung. Wöchentlich, kreuzt er an, trete er in die Pedale.

So sieht der ADFC-Vorsitzende Peter Bruckmann die Radler-Lage 

„Klar, Fahrradfahren in Gelsenkirchen ist nicht immer ein Spaß“, sagt Peter Bruckmann, seines Zeichens erster Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, Kreisverband Gelsenkirchen (ADFC): „Aber wir sind auf einem guten Weg dahin, die Strukturen fahrradfreundlicher zu machen“, schiebt er sofort hinterher.

„Die Stadt ist schon seit einiger Zeit sehr gesprächsbereit und offen für Vorschläge. Aber wir verstehen auch, dass es an einigen Stellen, wie etwa an der Kurt-Schumacher-Straße und an der Berliner Brücke gar nicht so einfach ist, die Bausünden der Vergangenheit wieder auszumerzen. Man kann an einigen Stellen den Weg auch einfach nicht erweitern“, sagt Bruckmann.

Der 50-Jährige ermutigt jedoch auch Neueinsteiger: „Wir haben sehr viele schöne Wege für Radfahrer in Gelsenkirchen. Man muss sie einfach nur mal entdecken!“ Die Erzbahntrasse und der Emschertalweg zählen für ihn dazu.