Gelsenkirchen. Ab Montag bleiben viele städtische Kindertageseinrichtungen geschlossen. Was die Eltern dazu sagen? Wir haben uns umgehört.
Ab Montag bleiben von den 66 städtischen Kindertagesstätten 54 geschlossen – auf unbestimmte Zeit. Die Erzieherinnen und Erzieher gehen auf die Straße, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen, und die Eltern müssen sich selber um die Betreuung ihrer Kinder kümmern – denn die Plätze in den „Notgruppen“, die in zwölf städtischen Kitas eingerichtet werden, sind rar gesät.
„Uns wurde gesagt, dass nur berufstätige Mütter, die ihre Kinder nicht selber betreuen können, und auch keine alternativen Betreuungsmöglichkeiten haben, diese Plätze in Anspruch nehmen können“, sagt Anastasia Legler, als sie in der Kita „Schweizer Dorf“ an der Rotthauser Straße ihre dreieinhalbjährige Tochter abholt. „Für uns ist das allerdings kein großes Problem. Ich bin derzeit nicht berufstätig und kann mich gut um die Kleine kümmern.“
Eltern teilen sich die Betreuung
Auch Nida Kurt, der seine beiden Töchter hier abholt, sieht dem womöglich wochenlang andauernden Streik gelassen entgegen: „Da meine Frau noch zur Schule geht, bin ich derzeit zu Hause und kümmere mich um den Haushalt – und jetzt eben auch um die Kinder während der Streikzeit“, sagt er lächelnd. Nicht alle abholenden Eltern sehen das so entspannt, aber Unmut kommt trotzdem nicht auf. „Ich hoffe, dass sich die Parteien bis August geeinigt haben. Dann muss ich nämlich wieder arbeiten“, sagt Zeynep El Batta, die ihre beiden Kinder an der Hand hat, mit einem Augenzwinkern. „Leicht ist das natürlich nicht, jetzt beide den ganzen Tag zu Hause zu betreuen, weil dann so viel liegen bleibt. Aber was soll man machen?“
Die meisten Befragten zeigen großes Verständnis für den Ausstand der Kita-Erzieher. Und Stefanie Löw hat einen ganz pragmatischen Ansatz: „Dieser Streik kommt ja nicht überraschend. Wir wissen seit über zwei Wochen davon und haben uns in der Elternschaft inzwischen untereinander abgesprochen: Wer gerade Zeit hat, passt eben auf die Kinder der anderen auf.“
Mit Freunden und Bekannten sei die Betreuung zudem gut zu organisieren, so die Mutter, die ihre zwei Kinder am Schweizer Dorf abholt. In vielen Familien werden zudem auch die Großeltern verstärkt eingespannt. „Uns bereitet der Streik deshalb keine Probleme. Meine Schwiegertochter ist zwar in Elternzeit und ohnehin zu Hause, aber ich springe auch jederzeit gerne ein“, sagt Dagmar Swoboda, die ihre Enkelin Ronja (4) zur Heimfahrt ins Auto anschnallt.