Gelsenkirchen. . Mitreden und Mitgestalten war das große Thema bei der Kundgebung zum 1. Mai in Gelsenkirchen.

Der „Tag der Arbeit“ feierte am 1. Mai 2015 Jubiläum, die Bewegung blickt nun auf 125 Jahre Kampf für die Rechte der Arbeitnehmerschaft zurück. Kein Wunder daher, dass die Redner bei der Kundgebung auf dem Neumarkt in den Innenstadt nachdrücklicher als üblich die Erfolge der Gewerkschaften in den Vordergrund rückten.

Josef Hülsdünker. Chef des DGB-Bezirkes Emscher-Lippe.
Josef Hülsdünker. Chef des DGB-Bezirkes Emscher-Lippe. © FUNKE Foto Services

Den Auftakt machte Dr. Josef Hülsdünker, DGB-Chef im Bezirk Emscher-Lippe. Er erinnerte unter anderem an die Einführung der abschlagsfreien Rente nach 45 Berufsjahren, die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst und an die Einführung des Mindestlohnes. Hülsdünker formulierte daraus den Anspruch der Arbeiter auf „eine gute Arbeit und eine gute Rente“ und erneuerte die Forderungen der Gewerkschaften an die Unternehmer, die Flucht aus der Tarifbindung zu beenden und für mehr Tarifverträge zu sorgen. „Tarifverträge bieten Schutz und Sicherheit“, so Hülsdünker. Zugleich sagte er Lohndumping und illegaler Beschäftigung den Kampf an und forderte einen Ausbau der Mitbestimmung.

Den Rechten klare Kante zeigen

Insbesondere den Mindestlohn griff Gastrednerin Elke Hannack 100 Tage nach seiner Einführung auf. Die stellvertretende DGB-Bundesvorsitzende stellte heraus, dass „kein einziger Arbeitsplatz durch den Mindestlohn verloren gegangen ist“ und erklärte, dass nach zehnjährigem Kampf nunmehr vier Millionen Menschen bundesweit davon profitierten. In dem Zusammenhang erteilte Hannack den Forderungen der Arbeitgeber nach einer Aufweichung der Dokumentationspflicht eine Absage: „Das ist eine Dreistigkeit sondergleichen. Die Arbeitszeiterfassung war schon immer die Grundlage für die Lohnabrechnung.“ Die Gewerkschaft werde daher keine Zugeständnisse machen, schon gar nicht bei Jugendlichen oder Langzeitarbeitslosen.

Damit knüpfte Elke Hannack nahtlos an ihren Vorredner Josef Hülsdünker an. Der hatte eindringlich gewarnt: „Wer die Dokumentation der Arbeitszeiten abschaffen will, der öffnet Mehrarbeit, Lohndumping und letztlich Steuerhinterziehung Tür und Tor.“

Bei der Maikundgebung auf dem Neumarkt gab es klare Statements gegen Rechts.
Bei der Maikundgebung auf dem Neumarkt gab es klare Statements gegen Rechts. © FUNKE Foto Services

Oberbürgermeister Frank Baranowski appellierte an die Unternehmer, Jugendlichen mehr Ausbildungsplätze anzubieten. Noch immer stünden jeden Sommer zu viele von ihnen ohne Lehrvertrag da. Zugleich richtete das Stadtoberhaupt den Blick auf den abendlichen Aufmarsch der Partei „Die Rechte“. Baranowski geißelte die Rechten als Menschen, die den perfiden Plan verfolgten, sich an positiv behaftete Ereignisse zu hängen und Tage wie diesen für ihre Zwecke zu missbrauchen. „Wer für eine faire Arbeitswelt ist, wer für einen fairen Umgang miteinander Eintritt, der kann keine Rassisten dulden“, sagte der OB. Und rief den 2000 Zuhörern zu: „Das sind Leute, die hier nicht willkommen sind, die ich nirgendwo sehen will. Nazis sind bei uns unerwünscht.“

Auch interessant