Gelsenkirchen. Bei Heinz Kwyas stehen Zwergwidder jeder Altersgruppe im Stall. Seit über 50 Jahren züchtet der Ex-Bergmann in Hassel Kaninchen. Sein Liebling heißt Egon.

Egon heißt der aktuelle Liebling von Heinz Kwyas (81). Der graue Zwergwidder ist ein stattlicher Kaninchenbock, vielfacher Vater und recht zutraulich. Seit mehr als 50 Jahren züchtet der ehemalige Bergmann Kwyas Kaninchen. Diese possierlichen Mümmelmänner gehören zwar zur großen Familie der Hasen (Leporidae), die weiblichen Tiere heißen auch ganz regulär Häsinnen.

Mit dem Feldhasen (Lepus europaeus), dem Langohr, der als österlicher Bote derzeit im Dauerstress und auch sonst aus verschiedensten Gründen in seinem Bestand gefährdet ist, sind die Kaninchen allerdings eher weitläufig verwandt. Von daher dürfen sich die Tiere von Heinz Kwyas auf ein ausgesprochen ruhiges Osterfest freuen, ohne Eier-Einsatz. Verwöhnt von einem

Heinz Kwyas mit einem der wenigen Pokale, die er noch behalten hat und in seiner Laube aufbewahrt.
Heinz Kwyas mit einem der wenigen Pokale, die er noch behalten hat und in seiner Laube aufbewahrt. © Funke Foto Services

Züchter, der sich rührend um ihr Wohlergehen kümmert.

Viele Pokale sind schon ausgemustert, andere rosten vor sich hin

Kwyas ist ein versierter Züchter. Früher hoppelten verschiedenste Rassen und Größen durch seine Ställe, bis zu 300 Tiere. Von den unzähligen Pokalen, die er mit ihnen bei Landes- und Bundesschauen gewonnen hat, stehen nur noch wenige in seiner Laube. „Was soll ich mit dem Kram“, winkt er ab. Zumal einige der verbliebenen schon zu rosten begonnen haben.

Enkel haben das Interesse verloren

Sein Verein, der Kaninchenzuchtverein W 96 Buer Hassel, existiert nicht mehr. Man könnte auch sagen, Heinz Kwyas ist das einzige verbliebene Mitglied. Das Vereinsschild hängt noch in seiner Laube. Einige seiner Tiere schickt Kwyas zwar immer noch zu Ausstellungen, wo sie auch verkauft werden. Aber er fährt nicht mehr selbst mit, sondern schickt seine Zwergwidder mit Züchtern vom befreundeten Verein mit. Der Züchternachwuchs ist überall knapp. Da ergeht es den Kaninchenzüchtern genauso wie den Rassegeflügel- und Brieftaubenliebhabern. „Mein Sohn hat kein Interesse daran. Meine Enkel waren gern hier, sind auch zu Ausstellungen mitgefahren – aber nur, solange sie klein waren“, bedauert Kwyas.

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Heute stehen nur noch Zwergwidder im Stall

Gut zwei Monate alt sind diese Zwergwidder von Heinz Kwyas.
Gut zwei Monate alt sind diese Zwergwidder von Heinz Kwyas. © Funke Foto Services

Heute beschränkt sich Heinz Kwyas auf die Zucht von Zwergwiddern. Sechs Häsinnen und drei Rammler gehören zu seinem Stamm. 20 Jungtiere, zwischen drei Wochen und drei Monaten jung, mümmeln sich bereits in seinen Ställen durchs Leben. In den nächsten Monaten wird die Zahl sprungartig ansteigen. Die Redewendung vom „vermehren wie die Karnickel“ hat durchaus einen sachlichen Hintergrund. . .

Was braucht so ein Fellknäuel eigentlich, um Kaninchenliebling eines echten Kenners wie Kwyas zu werden? „Ach, meist sind es die Sorgenkinder, die einem ans Herz wachsen. Die, bei denen man zittern musste, dass sie überleben!“, erklärt der drahtige Senior mit leiser Stimme. Ganz wie bei Menschen also.

Fleisch kommt bei Heinz Kwyas nur sehr selten auf den Tisch

Aber egal, ob Liebling oder nicht: Heinz Kwyas selbst isst sehr selten Kaninchen, überhaupt nur noch wenig Fleisch. Die Tiere sind ihm wichtig. Wichtiger als Urlaub auf jeden Fall. „Ich war noch nie im Urlaub, das wollte ich auch nie. Ich bin am liebsten hier, in meinem Garten, bei meinen Tieren,“ bekennt er.

Ostergeschichte mit dem Kaninchenzüchter Heinz Kwyas am Montag, 30.03.2015 im Garten an der Flachsstraße in Gelsenkirchen-Hassel. Foto zeigt Kaninchen der Rasse Zwergwidder grau wildfarben.
Ostergeschichte mit dem Kaninchenzüchter Heinz Kwyas am Montag, 30.03.2015 im Garten an der Flachsstraße in Gelsenkirchen-Hassel. Foto zeigt Kaninchen der Rasse Zwergwidder grau wildfarben. © Funke Foto Services

Apropos Menschen. Früher standen bei ihm die Kindergärten und Schulklassen Schlange, um die Tiere und vor allem die Jungtiere zu bestaunen. Heute ist solcher Besuch eher selten geworden. Einsam ist Heinz Kwyas in seinem Garten trotzdem nicht. Zum einen, weil sein kleines Paradies umgeben ist von anderen Gärten, in denen sich Hühner und Gänse samt deren Besitzern tummeln. Zum anderen kommen neben der Familie auch regelmäßig Nachbarn vorbei.