Gelsenkirchen. Die Träger der Neuen Philharmonie Westfalen müssen noch Finanzlücken schließen. Recklinghausen entscheidet bis August, ob die Stadt mehr zahlt.
Die Lage der Neuen Philharmonie Westfalen bleibt brenzlig. Auch wenn Christoph Tesche, der Trägervereinsvorsitzende und Bürgermeister der Stadt Recklinghausen, das Wort „Insolvenz“ nicht in den Mund nehmen mag, macht er doch keinen Hehl um seine Sorge um den Bestand des Klangkörpers .
Bei der gestrigen Präsentation des nächsten Spielzeitprogramms 2015/2016 im Recklinghäuser Depot, dem Sitz des Landesorchesters, nahm die Diskussion um die prekäre Finanzsituation des Orchesters einen breiten Raum ein. Wie mehrfach berichtet, klafft nach der Tarifanpassung bei den Löhnen der Musiker ein Loch in der Haushaltskasse.
So galt der Kampf der letzten Wochen vor allem dem Versuch, den bisherigen Geldgebern höhere Zuschüsse abzuringen. Die Politik in Gelsenkirchen, betonte Kulturdezernent Dr. Manfred Beck, stehe über alle Parteigrenzen hinweg zum Orchester. Erhöhte Zuschüsse sind bereits im Haushalt eingeplant. Positives auch aus dem Kreis Unna. Michael Makiolla: „Nach sehr kontroverser Diskussion und in einer offenen Kampfabstimmung hat sich die Mehrheit für die weitere Finanzierung des Orchester entschieden.“
"Die Kampfabstimmung steht uns noch bevor"
Bleibt der dritte Träger Recklinghausen und hier ist die politische Diskussion noch immer nicht ausgestanden. Bürgermeister Tesche sagte am gestrigen Montag: „Die Kampfabstimmung steht uns noch bevor.“ Sie wird vermutlich in der letzten Ratssitzung im Juni stattfinden. Lehnt der Rat hier eine Zuschusserhöhung an die Neue Philharmonie ab, würde die Stadt zum 31. August 2016 aus der Trägerschaft aussteigen.
Die kulturinteressierten Politiker seien klar an der Seite des Orchesters, betonte Tesche, die finanz-affinen aber nicht: „Wir erarbeiten zurzeit ein Finanzkonzept, zu dem auch die Musiker beitragen müssen.“ Käme es zu einem breiten Konsens aller Beteiligten, dann blickt auch Recklinghausens Bürgermeister optimistisch in die Orchester-Zukunft. Positive Signale, gab sich auch Landrat Makiolla zuversichtlich, kämen auch von Landesregierung und Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
Für die 114 Musiker ist es eine denkbar schwierige Situation. Sie müssen mit dem Damoklesschwert überm Orchester Spitzenleistungen abrufen. GMD Rasmus Baumann lobt: „Die Motivation ist ungebrochen.“ Hornist Roland Vesper sagte: Wir harren mit großer Ungeduld der Lösungen.“ Wenn die Musiker aber ihre erkämpfte Tariferhöhung nun selbst bezahlen müssten, dokumentiere das mangelnde Wertschätzung ihrer Arbeit.