Gelsenkirchen. . Venetia Harontzas und Gabriela Zils nehmen sich als Arbeitsmarktlotsinnen einer Gruppe von 17- bis 25-Jährigen an.

Viele Rumänen und Bulgaren sind mit der großen Hoffnung nach Gelsenkirchen gekommen, dass es für ihre Kinder hier eine bessere Zukunft gibt. Bessere Bildungschancen, bessere Ausbildungsmöglichkeiten – ein besseres Leben.

Da kommt ein neues Zuwanderungsprojekt in Trägerschaft der Awo – im Auftrag der Stadt – genau richtig: Seit Anfang Februar beschäftigt der Wohlfahrtsverband in Gelsenkirchen mit Venetia Harontzas und Gabriela Zils zwei Arbeitsmarktlotsinnen. Die beiden Vollzeitstellen sind befristet bis zum 31. Dezember.

Das ambitionierte Projekt ist eingebettet in das städtische Handlungskonzept Zuwanderung EU Südost. Ziel der Maßnahme ist, 25 junge Zuwanderer zwischen 17 und 25 Jahren sprichwörtlich an die Hand zu nehmen, ihre Talente und Kompetenzen auszuloten, am Ende schließlich individuelle Potenzialanalysen zu erstellen. Damit die jungen Leute eine berufliche Zukunft haben.

„Wir haben das Handlungskonzept und können bedarfsorientiert arbeiten“, sagt Admir Bulic, der die Zuwanderungsprojekte der Awo federführend leitet. In seinen Zuständigkeitsbereich fällt auch die Koordination der aufsuchenden Sozialarbeit – ein weiteres Standbein des neuen Projekts. Die Integrationslotsen kennen die Menschen, wissen, welche Familien bereits im Leistungsbezug des Jobcenters sind. Und akquirieren genau hier nach Gesprächen mit den Eltern den hoffnungsvollen Nachwuchs.

Nachwuchs wie etwa Ramona. Die 18-jährige Rumänin lebt seit drei Jahren mit ihren Eltern und vier Brüdern in Gelsenkirchen, besucht zurzeit die Klasse 10 am Berufskolleg für Technik und Gestaltung. „Ich kann hier mein Deutsch verbessern, Leute treffen und etwas Gutes für mein Leben lernen“, sagt sie lächelnd. Als sie nach Deutschland kam, hat sie sich auf Englisch verständigt und darüber Deutsch gelernt. „Ich finde es besser, in Deutschland zu leben. Wenn man hier die Schule besucht hat, kann man eine Ausbildung bekommen. Das ist in Rumänien nicht so.“ Ihr persönliches Ziel: Sie möchte einmal in der Gastronomie arbeiten.

Trio hat sich viel vorgenommen

Gemeinsam mit dem 19-jährigen Bulgaren Anes und anderen Jugendlichen erstellt sie zurzeit eine Ausstellung. „Es geht um unsere Zukunft und was Arbeit für uns bedeutet“ erzählt sie. Kollege Anes hat für sich schon klar erkannt: „Hier ist ein besseres Leben.“ Dass es noch besser werden kann, weiß er. Daran will der Schüler einer Internationalen Förderklasse arbeiten. Er grinst. „Ich muss noch viel Deutsch lernen.“ Er sagts in seiner Muttersprache, Integrationslotse Danail Veselinov übersetzt. Auch den Nachsatz: „Wegen Schule und Beruf.“

„Wir sind erst einen Monat unterwegs und schon mittendrin“, stellen Admir Bulic und die neuen Kolleginnen Venetia Harontzas und Gabriela Zils fest. Vielleicht auch, weil die beiden Frauen, wie Bulic sagt, „ihre kultursensiblen Erfahrungen in die Arbeit einbringen“. Während Venetia Harontzas durch jahrelange Präsenz im Familientreff Lalok Libre vor Ort längst multikulturelle Größe ist, hat die Rumänin Gabriela Zils aus Remscheid in Gelsenkirchen Neuland betreten. Räumlich, wohlgemerkt. Erfahrungen mit Jugendlichen hat sie vorher als Lehrerin in Wuppertal gesammelt, wo sie Deutsch als zweite Sprache unterrichtete.

Das Trio mit „Empathie und Fachwissen“ hat sich viel vorgenommen: Persönliche und soziale Kompetenzen stärken, lebenspraktischer Dinge wie das Verfassen einer Bewerbung samt Lebenslauf oder das Auftreten beim Vorstellungsgespräch vermitteln, Gruppendynamik erfahrbar machen, Freizeit gestalten. „Wir holen die Jugendlichen da ab, wo sie gerade stehen.“