Gelsenkirchen. . Niedrigzinsen machen viele Anlagen unattraktiv, freuen aber bei Krediten. Die Kunden vertrauten der Sparkasse im letzten Jahr 2,5 Milliarden Euro als Einlagen an.
Niedrigstzinsen, Ukraine-Krieg, anhaltende Euro-Krise: „Die äußeren Rahmenbedingungen für das Bankgeschäft sind eher schwierig“, stellt Sparkassen-Vorstand Bernhard Lukas fest. Dennoch hat sich das Gelsenkirchener Geldinstitut 2014 bestens geschlagen. Die Bilanzsumme stieg um 33 Millionen auf 3,2 Milliarden Euro, der Jahresüberschuss lag mit 3,9 Millionen Euro ebenfalls leicht über Vorjahresniveau. Er fließt ins Eigenkapital, das laut Lukas weit über 300 Millionen Euro beträgt. Die Gelsenkirchener Sparkasse, so die Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden, sei damit mehr als solide aufgestellt.
Anteil am Wachstum hatten vor allem das Kreditgeschäft mit der Wirtschaft und die hohe Nachfrage nach Bau-Darlehen. Die Darlehenszusagen für Unternehmen und Selbstständige stiegen um 22,3 Prozent von 127,4 auf 155,8 Millionen Euro, bei der Baufinanzierung erzielte die Sparkasse mit 130,8 Millionen Euro ihr zweitbestes Ergebnis seit der Euro-Einführung. Lukas: „Nach dem Rekordjahr 2013 sind wir damit weiter auf sehr hohem Niveau.“
Vorhersagen sind schwierig
Vorhersagen, stellt der Sparkassen-Vorstandsvorsitzende am Freitag zu Beginn der Sparkassen-Bilanzpressekonferenz fest, seien durchaus schwierig – und bemüht einen sportlichen Vergleich. Das glorreiche 7:1 der Deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien gegen den Gastgeber hätte so wohl keiner vorherzusagen gewagt.
Ähnlich verhielte es sich mit Prognosen zur Konjunktur. Die böten allemal auch Überraschungen und verunsicherten Anleger. Also lässt Lukas lieber Zahlen sprechen. Und die sind rundum positiv: Die Bilanzsumme um ein Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gesteigert, das Einlagevolumen um 2,5 Prozent auf rund 2,5 Milliarden Euro erhöht, das Bausparvolumen stieg gleichzeitig um 10 Prozent (plus 3,4 Millionen Euro), die Spareinlagen (+ 17 Prozent) von 282 auf 330 Millionen Euro. „Ich denke, das ist ein Vertrauensbeweis“, sagt Lukas.
Bausparen bleibt im Trend
Es ist viel Geld auf dem Markt. Die Neuanlage bei ausgelaufenen Sparverträgen ist derzeit wenig attraktiv. „Die Sicherheit der finanziellen Reserven genießt dabei oberste Priorität“, hält Vorstandsmitglied Stephanie Olbring fest. Mangels großartiger Alternativen parkten Kunden aktuell ihr Geld auf Tagesgeldkonten „und warten auf bessere Zeiten“. Entsprechend stieg die Einlagensumme hier von 614 auf 626 Millionen Euro, trotz derzeit nur 0,10 Prozent Zinsen.
„Die Unternehmen profitieren von der Niedrigzinspolitik. Aber der Sparer zahlt letzten Endes die Zeche. Der hat ein Problem, wenn er zum Beispiel etwas für seine Altersvorsorge tun will“, hält Lukas fest. Also zu den Profiteuren: Der Ölpreisverfall und der schwache Euro wirkten sich wie ein Sonderkonjunkturprogramm für die Exportwirtschaft aus. Für die Sparkasse bedeutete das laut Lukas: Das Kreditgeschäft mit Unternehmen wuchs über 22 Prozent auf 155,8 Millionen Euro. „Die Firmen nutzen die Gunst der Stunde für Investitionen“, so Lukas. Insgesamt stiegen die Darlehenszusagen auf knapp 300 Millionen Euro. Privatkredite dienen vor allem langfristigen Anschaffungen, die Dispo-Summe ging dagegen um 11,1 Prozent zurück.
Betongold als Teil der Altersversorgung.
Weiterhin gefragt in Gelsenkirchen ist laut Olbring die Investition in „Betongold, auch als Teil der Altersversorgung. Für Finanzierer gibt es da einfach super Rahmenbedingungen“. Rund 64 Prozent der 130, 8 Millionen Euro Baudarlehen entfielen dabei auf Privatpersonen für Bau oder Modernisierung. Dazu passt: Bausparen bleibt im Trend, die durchschnittliche Bausparsumme pro Vertrag stieg auf über 37 000 Euro. Weiterhin hoch (mit 71 statt 79 Objekten 2013) blieb die Zahl der vermittelten Häuser und Eigentumswohnungen durch die Sparkassen Immobilien GmbH. Drei Jahre in Folge blieb die Börse im Plus. Die Depotbestände wuchsen 2014 um knapp drei auf 424,3Millionen Euro. Gefragter (+ 4 Prozent, 172,3 Millionen Euro) waren vor allem Investmentfonds. Olbring: „Sie bieten sich an, um Chancen zu nutzen und Risiken zu verteilen.“
Von Krediten bis Versicherungen: Weitere Fakten zum Geschäftsjahr
– Die Summe der Kredite stieg um 54 Millionen Euro (+ 3 Prozent) auf 1,862 Milliarden Euro.
– Außerordentlich erfolgreich verlief – auch wegen neu eingeführter Produkte – laut Vorstand Stephanie Olbring das Geschäft der Versicherungsservice GmbH. Die Sparkassen-Tochter erhöhte ihre Beitragssumme um 94,7 Prozent auf 23,4 Millionen Euro, die Neuabschlüsse bei Sachversicherungen werden mit 1330 Stück angegeben.
– Das Vermögensmanagement verzeichnete beim Private-Banking eine Volumensteigerung von 4,6 Prozent auf rund 230 Millionen Euro. Die Kundenzahl liegt bei knapp 500.
– Auf 42 Prozent (Bundesdurchschnitt 47 Prozent) gestiegen ist die Zahl der Online-Nutzer laut Michael Klotz. „Wir verzeichnen pro Tag mehr als 10 000 Zugriffe auf unserer Internetseite“, so das stellvertretende Vorstandsmitglied.
– Rund 5,6 Millionen Euro gab die Sparkasse 2014 für die Förderung von Kultur bis Sport aus.
– 820 Beschäftigte (- zehn) hat das Geldinstitut aktuell, darunter 33 Azubis. Sie arbeiten in 31 lokalen Geschäftsstellen. Konkrete Schließungspläne, so der Vorstand, gebe es derzeit nicht. „Wir bleiben dauerhaft in der Fläche vertreten“ – auch mit unter anderem 65 Geldautomaten, 85 Kontoauszugsdruckern und 16 Überweisungsterminals.