Gelsenkirchen. Ende April schließt der Edeka-Laden in Heßler. Wie es danach weitergeht, war monatelang Gesprächsthema. Jetzt springt die Arbeitsförderungsgesellschaft in die Bresche.
Es wird keinen Lebensmittel-Nahversorgungsnotstand in Heßler geben; die Gafög springt mit einem eigenen Markt-Konzept in die Bresche: Diese Nachricht hat sich im Stadtteil blitzschnell herumgesprochen, beendet sie doch monatelange sorgenvolle Spekulationen über die Zukunft der Mini-Einkaufsmeile am Fersenbruch.
Das Thema brennt den Menschen, besonders den alten, im Stadtteil auf den Nägeln. Und so saßen Mittwochabend locker 90 Leute im proppevollen evangelischen Gemeindesaal an der Grimmstraße. Die gemeinnützige Arbeitsförderungsgesellschaft hatte zum Infoabend eingeladen. Viele Senioren waren da, aber auch junges Publikum wartete gespannt darauf, was Gafög-Geschäftsführer Dr. Stefan Lob und die Projektleiterin für den „Heßler-Markt“, Heike Hennich, über die Nachfolge-Nutzung des Edeka-Marktes von Marc Zierles zu berichten hatten.
Gafög ist im Bottroper Bernepark und beim City-Service Gladbeck am Ball
Damit jeder weiß, was sich hinter dem Namen Gafög verbirgt, stellte deren Chef Stefan Lob das gemeinnützige Unternehmen und seine Philosophie, Menschen ohne Job oder Ausbildung zu Beschäftigungen zu verhelfen, zunächst einmal vor.
Bernepark in Bottrop, City-Service in Gladbeck, Fahrgast-Betreuung für die Bogestra oder Vermittlung von so genannten Best Agern an den ersten Arbeitsmarkt, das sind echte Leuchtturmprojekte – mit dem geplanten Lebensmittelhandel in Heßler betritt die Gafög Neuland. Unter dem Leitgedanken „Dem Stadtteil hin- und dem Kunden zuwenden“ will die Gafög ein neues Kapitel aufschlagen. Tut sie zwar auch am Tossehof, aber der dortige Quartiersladen hat eine ganz eigene Geschichte.
Langzeitarbeitslose sind hoch motiviert
Auch auf dem neuen Spielfeld in Heßler hat die Arbeitsförderung eine Hauptrolle, wie Stefan Lob seinen Zuhörern erklärte. Das Personalkonzept steht: Eine Marktleitung und fachlich versiertes Verkaufspersonal werde es geben. Zu den sechs bis sieben Vollzeitstellen (ausgefüllt auch mit Teilzeitbeschäftigung) werden zusätzlich sieben Leute, auch bisher langzeitarbeitslos, unterstützend mitarbeiten. Lob nahm möglichen Vorurteilen gleich den Wind aus den Segeln: Ja, die Leute seien leistungsfähig und ja, sie seien hochmotiviert.
Soweit die arbeitsmarktpolitische Seite des Heßler-Marktes. Und was wird es dort geben? „Lebensmittel und frische Waren des täglichen Bedarfs. Und eine Bedientheke mit Fleisch, Wurst und Käse“, zählte Projektleiterin Heike Hennich auf. Zum Angebot sollen auch Dienstleistungen wie etwa ein Lieferservice gehören. „Ich möchte ja gerne ein Lieferfahrrad anschaffen“, verriet sie. „Und wenn der Lieferant keine Puste mehr hat, schaffen wir auch ein Auto an.“
Die notwendigen Verträge sind bereits unterschrieben
Eine kritische Nachfrage zum Verhandlungsstand beantwortete Stefan Lob so: „Alle notwendigen Verträge sind ausgehandelt und unterschrieben. Die Würfel sind gefallen.“ Geschätzte sechs Wochen wird die Versorgungskette am Fersenbruch 28 wegen Umbaumaßnahmen indes unterbrochen.
„Eine Unterbrechung der Versorgung lässt sich nicht vermeiden“, sagte Stefan Lob. Gafög-Projektleiterin Heike Hennich hatte den Grund zuvor genannt. Wenn Edeka Zierles ausgezogen ist, will man „den Laden durchgängiger gestalten. Das heißt also: nicht mehr sechs, sondern nur noch zwei Sorten Erdbeermarmeladen. Wir müssen und wollen uns einschränken“, so Hennich. Auch die Tiefkühlkost werde „eingedampft“. Also, vielleicht nur noch zehn statt 20 Pizzasorten ... Sie betonte: „Was Sie brauchen, wird es bei uns geben.“ Das werde sich an Bedarf und Kaufverhalten orientieren.
Auch der Außenbereich am Fersenbruch 28 wird neu gestaltet
Die Zuhörer erfuhren ferner: Die Gafög wird nicht mit Edeka zusammenarbeiten, sondern mit einem kleineren Großhändler. „Auf Preissteigerungen braucht sich keiner einzustellen“. Eine Nachfrage zum Preisniveau insgesamt beantwortete Heike Hennich diplomatisch: „Wir werden definitiv kein Discounter sein.“
Last but noch least wird auch der Außenbereich neu gestaltet. Der Grünstreifen vor dem Laden wird nach Worten Stefan Lobs zurückgebaut und eine Aktionsfläche – auch für saisonale Außenverkaufsstände – geschaffen. Der Preis: Zwei Bäume sollen fallen. Die Erfolgsaussichten beschrieb eine Zuhörerin trefflich: „Das hängt von uns ab. Wir müssen den Laden annehmen und dort kaufen.“