Gelsenkirchen. . Drei Jahre lernen, vorwiegend im Klassenverband, mit dem Ziel Vollabitur und gleichzeitiger Berufsvorbereitung: das Angebot der Beruflichen Gymnasien.
Abitur nach 13 Jahren Schule – das geht in Gelsenkirchen nur noch an den Gesamtschulen und am Schalker Gymnasium? Von wegen. Die beruflichen Gymnasien an vier Berufskollegs in der Stadt machen es möglich.
Dort können Absolventen von Haupt- und Realschulen, die die Klasse 10 mit Qualifikation (Fachoberschulreife) abgeschlossen haben, ebenso wie Gesamtschüler und Gymnasiasten, die die Zulassung zur Oberstufe haben, in drei Jahren ihr Vollabitur machen. Oder bis zur Erlangung der Fachhochschulreife lernen. Und sich auf jeden Fall speziell auf ein Berufsfeld ideal vorbereiten. In einigen Fällen ist Berufsausbildung bereits inklusive, zumindest teilweise. Praxisorientierung ist an diesen Gymnasien wichtig.
Sollte sich auf dem Weg zum Abitur an einem beruflichen Gymnasium zeigen, dass die Fachrichtung doch nicht das Ideale für die eigenen Talente und Neigungen ist, hat niemand Zeit verloren. Denn das Abitur ist in jedem Fall ein Vollabitur, das zum Studium in allen Fächern an allen Universitäten berechtigt.
Standort wird derzeit diskustiert
An beruflichen Gymnasien ist einiges anders als an Gesamtschulen und Gymnasien. Zum Beispiel die Wahl der Leistungskurse. Die sind meist vorgeschrieben, nicht nur in der Abstimmung der vier Abiturfächer wie an „normalen“ Oberstufen. Die Leistungskurse leiten sich aus dem angestrebten Berufsfeld ab. Verpflichtend ist für alle die Kenntnis/ das Erlernen einer zweiten Fremdsprache.
Zwei berufliche Gymnasien in der Stadt arbeiten mit dem Schwerpunkt Wirtschaft: Das Eduard-Spranger-Berufskolleg in Buer und das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung an der Augustastraße. Dessen Standort wird zwar von der Politik derzeit akut diskutiert. Dass Schüler, die dort in diesem Jahr in die Oberstufe wechseln, auf jeden Fall in Gelsenkirchen weiter ihr Abitur am beruflichen Gymnasium mit entsprechendem Schwerpunkt machen können, ist aber sicher.
Das allermeiste wird im Klassenverband gelernt
An der Overwegstraße liegt das Technische Gymnasium mit den Schwerpunkten Ingenieurwissenschaften sowie Informationstechnik.
Gegenüber, an der Königsstraße, gibt es gar drei Berufliche Gymnasien unter einem Dach: eines mit dem Schwerpunkt Gesundheitsberufe, eines mit dem Schwerpunkt Erzieher und eines mit der Vorbereitung auf den Freizeitsportleiter plus Abitur.
Was allen gemeinsam ist: Der meiste Unterricht erfolgt – anders als in anderen Oberstufen – im Klassenverband.
Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung an der Augustastraße
Das „BKWuV“, wie das Berufskolleg an der Augustastraße sich abkürzt, bietet ein berufliches Gymnasium zum Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung. Die meisten Schülerinnen und Schüler kommen von Real- und Gesamtschulen, um ihr Abitur zu bauen. Pflicht-Leistungskurs ist hier Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen und Controlling, der zweite LK kann Mathematik oder Deutsch sein. Wirtschaftsinformatik und Volkswirtschaftslehre sind verpflichtend. Es gibt einen Schülerausstausch mit den USA, ein Literatur-Projekt und enge Kontakte zur Wirtschaft. Auch rechtliche Kenntnisse stehen im Fokus. BKWuV-Absolventen wechseln häufig zu Versicherern, Banken, Finanzinstituten oder Stadtverwaltungen. Viele schließen auch ein Duales Studium an. Betriebspraktika werden angeboten, sind aber nicht verpflichtend. Der Informationsabend beginnt am Montag, 23. Februar, um 18 Uhr an der Augustastr. 52. Info zur Anmeldung unter GE 947685.
Schwerpunkte Informationstechnik und Ingenieurwissenschaften Overwegstraße
Das Berufskolleg Technik und Verwaltung an der Overwegstraße hat ein Angebot für den Weg zum Abitur vor allem für Technikinteressierte. Das berufliche technische Gymnasium hat zwei Schwerpunkte: Ingenieurwissenschaften und Informationstechnik. Im Bereich Informationstechnik sind die Leistungskurse Datenverarbeitungstechnik und Mathematik Pflicht. Das technisch gut ausgestattete Kolleg bereitet dabei in dreieinhalb Jahren auf Ausbildungen in dem Bereich ebenso vor wie auf ein IT-Studium. Der Schwerpunkt Ingenieurwissenschaften, eine Mischung aus Bautechnik, Elektrotechnik und Maschinenbau, ist erst im vergangenen Sommer gestartet. Hier sind verpflichtende Leistungskurse Ingenieurwissenschaften und Mathematik; die Dozenten haben selbst auch Erfahrungen im Beruf gesammelt. Beispiel für ein Projekt: Der Entwurf eines Carport mit Solarmodulen auf dem Dach, das im Optimalfall das im Carport geparkte Auto mit Sonnenenergie auftankt. Viele Absolventen hier nehmen nach dem Abitur ein Duales Studium auf. Die Schule an der Overwegstraße kooperiert hierfür mit Eon und BP sowie der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen.Der Informationstag läuft am Samstag, 21. Februar, von 9.30 bis 13.30 Uhr. Info zur Anmeldung gibt es an der Overwegstraße 63 unter GE 4503111.
Schwerpunkte Gesundheit, Erziehung und Sport an der Königstraße
An der Königstraße gibt es gleich drei berufliche Gymnasien. Das neueste, 2014 gestartet, hat den Schwerpunkt Gesundheit. Leistungskurse sind hier Biologie und Gesundheitswissenschaften. Biochemie, Psychologie, Mathematik, Englisch und Französisch sind Pflicht; im Differenzierungsbereich gibt es Salutogenese und Ernährungswissenschaften. Praktika in Gesundheitsberufen sind verpflichtend.
Beim Schwerpunkt Erzieher sind die Leistungskurse Erziehungswissenschaft und Biologie. 160 Stunden praxisbegleitender Unterricht gehören als Praktika dazu; am erfolgreichen Ende steht neben dem Abitur auch der erste Teil des Berufsabschlusses für den staatlich geprüften Erzieher. Danach fehlt nur noch das Anerkennungsjahr. Übrigens ist der Berufsabschluss nach der 13 auch möglich, wenn ein Schüler nicht zum Abitur zugelassen wird. Im Lauf der Praktika wird im Bereich Kita, an Offenen Ganztagsschulen und in der Jugendarbeit gearbeitet. Im Differenzierungsbereich werden Spielerziehung, Technische Früherziehung, Ernährungslehre und Psychologie angeboten.
Beim Schwerpunkt Freizeitsportleiter sind die Leistungskurse Sport und Biologie. Im Wahlbereich stehen Sporternährung, Rechtskunde, Schwimmen, Wirtschaft, Diagnoseverfahren, Medienerziehung und Psychologie auf dem Plan. Auch hier ist der Praxisanteil hoch, Trainingsarbeit im Verein gehört dazu. Mit dem Abitur gibt es ein Sportleiter-Zertifikat, das gute Nebenjobs neben dem anschließenden Studium ermöglicht. Viele Absolventen gehen von hier aus übrigens auch zur Polizei.
Der Informationsabend für alle drei läuft am Dienstag, 10. Februar, von 17 bis 19 Uhr. Information zu Anmeldeterminen und Details unter GE 976900.
Wirtschaftsgymnasium am Eduard-Spranger-Kolleg hat Europa im Fokus
Obligatorischer Leistungskurs am Wirtschaftsgymnasium des Eduard-Spranger-Berufskollegs ist Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen und Controlling. Der zweite Leistungskurs ist wahlweise Deutsch, Englisch oder Mathematik. Wirtschaftsinformatik und Volkswirtschaftslehre bereiten sowohl auf einen Beruf im kaufmännischen Bereich als auch auf ein Studium vor. Im Differenzierungsbereich sind ein Europaseminar sowie Konversation Spanisch und Übersetzungstechniken Spanisch im Angebot. Mehrwöchige Auslandspraktika in Klasse 12 sind ebenso möglich wie kaufmännische Praktika vor Ort. Eine große Rolle spielt die Idee eines gemeinsamen Europas; in der Jahrgangsstufe 12 besteht u.a. die Möglichkeit, ein Praktikum im europäischen Ausland oder vor Ort zu absolvieren. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auch auf der Vorbereitung zur Berufs- und Studienwahl inklusive Exkursionen zu Unis und Arbeitgebern. Viele Absolventen entscheiden sich nach dem Gymnasium für eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich oder bei einer Bank, aber auch Zahnmedizin und Architektur stehen auf Studienwahl-Listen von Abgängern. Die Anmeldungen am Eduard-Spranger-Wirtschaftsgymnasium laufen vom 23. Februar bis 6. März. Info unter Telefon GE 40244310.