Gelsenkirchen. . Beim Konzert der Estrada Fado Group im Portugiesischen Zentrum sorgen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Kulturen für Begegnungen.

Fado ist getragen, wehmütig und melancholisch. Mit dieser klassischen Weise sorgte die Estrada Fado Gruppe am Samstag im Portugiesischem Zentrum für wohlige Gänsehaut-Atmosphäre – um gleich danach ausgelassene Heiterkeit auszulösen. „Im nächsten Stück geht es um Liebe: Die Frau, die ich will, die will mich nicht. Die Frau, die mich will, habe ich weggeschickt“, erläutert der Keyboarder auf deutsch den Inhalt eines Liedes.

Das faszinierte Publikum, bestehend aus Gelsenkirchener Portugiesen sowie portugiesischen und deutschen Gästen, geht prompt mit: Die Zuschauer lauschen andächtig oder sie klatschen mit, wenn es schnell (und vor allem komisch) wird. Die Estrada Fado Group um Luis Delgado steht für einen innovativen Sound, der Elemente aus Jazz, Rock und der türkischen Klassik integriert.

Zentrum gibt es seit 40 Jahren

Weitläufig und gemütlich ist das Portugiesische Zentrum. Der Thekenbereich würde auch jeder Eckkneipe Ehre machen. Es gibt mehrere Räume und einen großen Saal. Im Portugiesischen Zentrum wird - natürlich – viel Fußball geguckt. Jens Köhler Ferreira, Mitglied des 50-köpfigen Vereins: „Pünktlich zur Bundesliga wird es hier voll.“ Alle zwei Jahre sogar rappelvoll, wenn im Zweijahres-Rhythmus bei WM- und EM-Turnieren die portugiesische Nationalmannschaft mitspielt.

Das Zentrum heißt korrekt „Centro Português Unidos a Gelsenkirchen“ und ist eine Institution seit 40 Jahren. Jens Köhler Ferreira: „Wir erleben zur Zeit einen gewissen Zulauf. Weil die wirtschaftliche Lage in Portugal nicht gut ist, suchen viele junge Portugiesen hier in Deutschland Arbeit. Sie kommen auch zu uns.“ Portugiesische Arbeiter, die beim Bau des neuen Amtsgerichts beschäftigt sind, verbringen beispielsweise hier gerne ihre Freizeit. Angeboten werden Weine und Bier aus Portugal, es gibt landestypische Speisen. Die Gastfreundlichkeit ist spürbar.

Zulauf und Verluste

Nicht nur Fußball ist ein Freizeitthema, auch Kartenspielen. „Wir spielen ,Sueca’, schwedisch“, erklärt Jens Köhler Ferreira. Es wird zu viert gezockt, jeweils zwei bilden ein Team. Ein Kartenspiel, das mindestens so viel Kampfgeist und strategisches Denken wie Doppelkopf erfordert und Spaß macht.

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Trotz des Zulaufs: Der Verein hat auch Verluste. „Die erste Generation hat jetzt ihre Rente und zieht zurück nach Portugal. Die zweite Generation lebt beide Kulturen“, so Köhler Ferreira. „Die dritte Generation hat mit der portugiesischen Kultur nicht mehr viel zu tun.“

Was bleibt, sind der starke familiäre, christlich geprägte Zusammenhalt der Portugiesen und das Centro Português Unidos als ein heimeliger Ort, um sich zu treffen. Auch deutsche Gäste sind willkommen – immer. Und nicht nur zum Fußball . . .