Gelsenkirchen-Buer. . Wie schlägt ein königsblaues Herz? Im Walzer- oder Fox-Trott-Takt? Egal, Thorsten Rarreck, Orthopäde in Buer und Schalke-Mannschaftsarzt, beherrscht sie alle – denn er hat den Beat: Im dritten Leben gibt er den Takt in der Band „Mighty Joe Moon“ an. Als Schlagzeuger.
Wie schlägt ein königsblaues Herz? Im Walzer- oder Fox-Trott-Takt? Gemächlich oder rasend schnell, gar mit Aussetzern? Egal, Thorsten Rarreck, Orthopäde mit Privatpraxis in Buer und Schalke-Mannschaftsarzt, beherrscht sie alle – denn er hat den Beat: Im zweiten, Verzeihung, dritten Leben gibt er den Takt in der Band „Mighty Joe Moon“ an. Als Schlagzeuger.
Ein Spiel dauert 90 Minuten, der Tag hat 24 Stunden. Wie, bitteschön, quetscht so ein Facharzt da regelmäßige Proben zwischen Sprechstunden, Fortbildungen und Kicker-Therapien? „Ja, das frage ich mich manchmal auch“, sagt Rarreck (50) grinsend. „Aber ich versuche täglich, ans Schlagzeug zu kommen, und wenn es abends nur für eine Viertel- oder halbe Stunde ist. Ich brauch’ das einfach. Der Groove entspannt mich, durch den Rhythmus schaltet das Hirn ab.“ Natürlich will er auch im Training bleiben, „sonst produziere ich Timing-Schwankungen. Profis hören das.“
Schlag für Schlag zur Entspannung
Schlag für Schlag also zur Entspannung: Diese Wirkung hatte der junge Rarreck nicht im Blick, als er sich, neunjährig, zum ersten Mal in einer buerschen Musikschule ans Schlagzeug setzte – und die Drumsticks (fast) nur noch beiseite legte für Hausaufgaben und, natürlich, Fußball. Kaum aufs Leibniz-Gymnasium gewechselt, gründete der damalige Polsumer u.a. mit dem Bassisten/Gitarristen Jochen Dewert „Die Red Raut Blues Combo“. „Da waren wir zehn, elf Jahre alt.“
Es sollte eine (musikalische) Beziehung fürs Leben werden: Noch heute spielt der Bueraner mit dem Sänger und Komponisten Dewert in der Band „Mighty Joe Moon“, ganz ergebnisorientiert, versteht sich: Erst vor ein paar Monaten haben sie mit Jürgen Brandenstein (Bass) und Martin Surmann (Piano) ihr fünftes Album seit 1997 herausgebracht – „Behind all this“ mit „melancholisch rockenden Roadmovie-Songs“, so die Selbstbeschreibung.
Fan von Phil Collins
So ambitioniert ging der Heranwachsende das Projekt Schlagzeug & Co. damals an, dass er überlegte, Musik zu studieren. „Ich habe mich sogar schon auf die Aufnahmeprüfung an der Hochschule in Berkeley/USA vorbereitet“, berichtet Rarreck, während er mit zwei Drum-sticks spielt. „Phil Collins“ ist dort in Kursivschrift aufgedruckt, „der ist neben Steve Gadd und Dave Weckl mein Lieblingsschlagzeuger; was der alles an den Drums spielen kann! Phänomenal!“
„Ich bewundere Berufsmusiker“
Musik – oder doch Medizin? Am Ende siegte die Vernunft bei der Studienfachwahl. „Bereut habe ich es letztlich nicht, Arzt geworden zu sein. Das Sicherheitsbedürfnis war einfach größer. Ich wollte nie von der Hand in den Mund leben, auch wenn ich Berufsmusiker bewundere und manchmal darum beneide, dass sie nur für die Musik leben.“ Besonders morgens, gegen 5.45 Uhr, wenn der Wecker klingelt und das Hamsterrad der Verpflichtungen volle Fahrt aufnimmt...