Gelsenkirchen. Zum Aufreger-Thema Straßenprostitution an der Münsterstraße führt die Stadt Gelsenkirchen Gespräche mit der Bezirksregierung in Münster. Anwohner haben mitllerweile Angst vor patrouillierenden Zuhältern in ihrer Siedlung. „Wir lassen uns unsere Existenz nicht zerstören“, sagen sie fast trotzig.

„Wir lassen uns unsere Existenz nicht zerstören“, sagt ein Anwohner der Eichkamp-Siedlung trotzig. Irgendwie wirkt der 39-Jährige, der mit seiner Familie und zwei Kindern am Randes des Straßenstrichs an der Münsterstraße wohnt, kampfbereit. Aber auch verunsichert.

Seinen Namen möchte er in der Zeitung nicht lesen. „Wegen der schlagkräftigen Zuhälter“, sagt er. „Die immer häufiger durch die Siedlung patrouillieren“, ergänzt eine andere Anwohnerin. Auch sie möchte aus Angst lieber anonym bleiben.

Spritzen am Parkplatz gefunden

„Irgendwer hat das Gerücht in die Welt gesetzt, dass wir uns mit dem Straßenstrich abgefunden haben“, erzählt der Anwohner, nennen wir ihn doch einfach Manuel. Das sei aber nicht so. „Ganz im Gegenteil“, bestätigt seine Nachbarin. Erst in der vergangenen Woche hätten Kleingärtner am Rande des abgesperrten Parkplatzes gebrauchte Spritzen gefunden. Und natürlich den Fund dem städtischen Ordnungsamt gemeldet.

Mitleid mit den Prostituierten

Bei aller Wut, die sie haben, die Anwohner der Eichkamp-Siedlung, haben sie auch Mitleid mit den Frauen, die tagsüber der Prostitution an der Münsterstraße nachgehen.

„Man kennt die Gesichter, sieht ihnen an, ob sie einen guten Tag hatten, ob sie unter Drogen stehen oder ein Zusammentreffen einem gewaltbereiten Zuhälter hatten“, sagt Manuel.

„Wir beschweren uns, wir sind in ständigem Kontakt mit Polizei und Ordnungsamt“, erläutert die Nachbarin. „Wir wissen, dass wir Geduld brauchen, dass die Stadt nach einem Grundstück für die Verrichtungsboxen sucht, ...“ aber: „Wir sind auch stinksauer“, schimpft Manuel.

„Ich zahle Steuern, Gemeindeabgaben, Kindergartengebühren, Straßenreinigung, Grundbesitzabgaben und einen Kredit für ein Haus, das seit Jahren mit der Ergänzung ,in der Nähe des Straßenstrichs’ etikettiert wird“, so Manuel. „Wir haben unsere Existenz hier aufgebaut, wir können nicht so einfach weg.“

Manuel und seine Nachbarn setzen darauf, dass sich möglichst schnell etwas ändert an der Münsterstraße. Um die Diskussion voran zu treiben, waren Mitarbeiter der Stadt gestern bei der Bezirksregierung in Münster. „Es fand ein Abstimmungsgespräch statt, der Antrag wurde vorgestellt“, bestätigte ein Sprecher der Bezirksregierung. Ein tageszeitlich begrenztes Verbot, das von der Stadt als Übergangslösung favorisiert wird, mögen die Anwohner nicht.

Ein Central Park in Gelsenkirchen-Resse

„Dann haben wir endlich etwas mit New York gemeinsam“, sagt Manuel sarkastisch. „Dann haben wir unseren eigenen Central Park. Nach dem Motto: Kinder kommt rein, wenn die Laternen angehen und die Nutten auf den Straßen stehen“.