Schalke. Das historische Eingangsportal zur „Glückauf-Kampfbahn“ in Schalke ist wiederhergestellt. Es soll alle Fußball-Fans nach Gelsenkirchen locken.
Mehr als ein dreiviertel Jahr Arbeit hat er in dieses Projekt hineingesteckt. Jetzt steht Lars Rexforth vor dem fertiggestellten Eingangsportal zur „Glückauf-Kampfbahn“ und strahlt. „Es ist schön geworden“, sagt der Architekt (48), der für die Rekonstruktion des Bauwerks verantwortlich war.
Schalke-typisch um 14.04 Uhr hatte am Mittwoch die feierliche Zeremonie zur Enthüllung begonnen. Und als der blau-weiße Sichtschutz mit dem Ernst-Kuzorra-Porträt und dem Zitat „Ernst, wat sachze dafür?“ beiseite geschoben war, kam der Nachbau dieses geschichtsträchtigen Wahrzeichens zum Vorschein. Es soll sich künftig laut Ideengeber – der Stiftung Schalker Markt – zu einem Magneten für Fußballfans und Touristen aus aller Welt entwickeln.
Original-Eingangstor 1928 errichtet
Im Jahr 1928 war das originale Eingangstor errichtet und eingeweiht worden, während des Zweiten Weltkriegs folgte im Jahr 1944 seine Zerstörung. In der Glückaufkampfbahn absolvierten die Schalker Profifußballer bis zur Eröffnung der Parkstadions im Jahr 1973 ihre Spiele – ab 1963 auch jene in der Bundesliga. „Ich habe hier noch selbst zwei Jahre drin gekickt“, erinnert sich Klaus Fischer. Der Rekordtorjäger des FC Schalke 04 gehörte wie andere Schalker Fußball-Promis vergangener Jahrzehnte zu den geladenen Gästen der feierlichen Eröffnung. „Und wenn ich das Stadion mit dem neuen, alten Eingang hier sehe, dann kommen sofort wieder ganz viele Erinnerungen hoch“, erzählt Fischer.
Wie alle anderen Besucher stand auch der einstige Fallrückzieher-Fachmann zunächst im Regen, denn pünktlich mit Beginn der Zeremonie öffnete der Himmel seine Schleusen. Unter einem Schirm geschützt, verdeutliche Olivier Kruschinski, Vorstandssprecher der Stiftung Schalker Markt, die Bedeutung dieser Initiative für den Stadtteil. „Wir wollen mit dieser Aktion ein Zeichen setzen und Schalke-Nord neues Leben einhauchen“, so Kruschinski in seiner Begrüßungsrede. „Die Menschen haben es verdient, dass es wieder mehr Lebensqualität in ihrem Stadtteil gibt.“
Rund 200.000 Euro sind in die Neugestaltung des Tores geflossen. Genau wie bei der Licht-Kunst-Installation „Blaues Band“, die seit Januar Teile der Kurt-Schumacher-Straße erleuchtet, trug auch hier die Brost-Stiftung mit 150.000 Euro den größten Anteil. Deren Vorsitzender Bodo Hombach war zwar anwesend, sprechen wollte er aber nicht. Doch Kruschinski verlas Hombachs Worte, die dieser für eine Pressemitteilung zu Papier gebracht hatte: „Schalke. Das ist vielleicht ein Stadtteil. Für mich ist es mehr. Ein magischer Ort. Mit Kanten und Macken, aber ein schöner. Sowas muss man bewahren und schützen. Wenn nötig, reparieren. Dann blüht etwas auf, was vertrocknet schien. Dann ist der historische Ort Startrampe für Zukunft. Gegen Zweifler und Melancholiker. Nicht nur für Denkmalschützer. So ein Eingangsportal ist ein Stück gebaute Dynamik. Das Schönste ist, wenn die Königsblauen gewonnen haben. Die Brost-Stiftung freut sich, dabeizusein, mit Herz und Verstand und – okay – natürlich auch mit Geld.“
Tönnies erschien leicht verspätet
Als Schalke-Boss Clemens Tönniesmit leichter Verspätung (er stand zuvor auf der Autobahn im Stau) eingetroffen war, galt auch sein erster Blick natürlich dem Portal. „Sieht super aus“, brachte es der Aufsichtsratsvorsitzende auf den Punkt. Schnell noch ein Foto mit dem Bauwerk im Hintergrund gemacht. Weiter ging es für ihn hinein in die direkt am Ernst-Kuzorra-Platz gelegene Vereinskneipe. Hände schütteln, hier und da ein bisschen plauschen, unter die Leute mischen. Der Vereinspatron gab sich volksnah.
Vor der Gaststätte schilderte Architekt Lars Rexforth im WAZ-Gespräch noch einmal seine Vorgehensweise: „Es gab keine Grundrisse vom Portal mehr. Also habe ich vom Verein zahlreiche alte Fotos bekommen, die den alten Eingang aus verschiedenen Perspektiven zeigen“, erzählte er.
Mit Hilfe einer Spezialsoftware gelang es dem passionierten Fußballer, der heute noch in der Abwehr der Schalker Traditions-Elf mit kickt, das Bauwerk am Rechner exakt zu rekonstruieren. Das 18 Meter breite, 2,30 Meter tiefe und bis zu vier Meter hohe Eingangstor wurde aus Mauerwerk und Stahlbeton gefertigt. Die stählernen Buchstaben des Schriftzuges wurden per Laser aus Stahlplatten geschnitten. „Alles ist wirklich fast genauso wie beim Original geworden“, sagte der Architekt, ehe er erneut zu strahlen begann.
Nachmittags um 17 Uhr folgte dann die zweite Einweihungsparty. Diese war vor allem für Fans und die Nachbarschaft gedacht.