Gelsenkirchen-Altstadt. Riesenandrang herrscht im Musiktheater im Revier beim Verkauf der nicht mehr benötigten Kostüme. Hüte, Stoffe, Knöpfe oder Borten sind begehrt.

Es hat etwas von Schlussverkauf, denn auch das Musiktheater im Revier räumt nach der Spielzeit die Regale und Schränke in der Kostümbildnerei. Die Schlange vor der Kasse zieht sich einmal im eleganten Bogen einmal ganz durchs Foyer und die ersten erfolgreichen Schnäppchenjägerinnen ziehen bereits mit ihrer Beute in großen Müllsäcken davon: Die nicht mehr benötigten Kostüme sind heiß begehrt.

Rebecca (26) probiert ein Kostüm aus der letzten Spielzeit an. Zweimal im Jahr räumt das MiR für den Verkauf die Regale und Kleiderständer.
Rebecca (26) probiert ein Kostüm aus der letzten Spielzeit an. Zweimal im Jahr räumt das MiR für den Verkauf die Regale und Kleiderständer. © FFS | Michael Korte

Wie voll es diesmal ist, wird ganz unterschiedlich eingeschätzt. Am Tresen mit den Stoffrollen gehen die laufenden Meter für einen bis fünf Euro weg, eigentlich „die Reste, aber bevor wir’s wegschmeißen.“ Den Andrang finden die Helferinnen heute schon ungewöhnlich heftig, zwei Mal im Jahr wird ausgeräumt, zu Halloween und zu Karneval, wie heute.

Laienspielgruppen suchen gezielt

Es geht dabei nicht einmal nach den Aufführungen, eher nach dem Stil. „Die 20er Jahre sind immer begehrt“, weiß Antje, eigentlich „Ankleiderin“, aber auch Schneiderin mit dem „MiR“-Wappen auf dem T-Shirt. „Immer gern kommen Leute aus Laienspielgruppen, Hobby-Theater-Spieler, und stocken ihren Fundus für die Aufführungen auf.“

Einzelteile wie Hüte, Tücher, Knöpfe oder Borten waren ebenfalls gefragt.
Einzelteile wie Hüte, Tücher, Knöpfe oder Borten waren ebenfalls gefragt. © FFS | Michael Korte

„Preise? Ja, auch schon 100 und noch was Euro für ein Kostüm“, schätzt sie kurz ab, „aber die eigentliche Arbeit wäre ja gar nicht zu bezahlen“, erklärt sie nicht ohne Stolz, „und das ist hier ja nicht das übliche Second-Hand-Material.“

Für sie ist der Betrieb diesmal nicht ungewöhnlich, in 26 Jahren hat sie bald alle Verkaufsaktionen mitgemacht. „Es wird eine Menge weggehen“, peilt sie an, „am Anfang schon am meisten“.

Völlig entspannt steht Saskia Schürmann zwischen zwei Stapeln textiler Beute. Sie sucht gezielt Material für ihre Passion, für Steam-Punk-Klamotten. Deshalb stört es auch nicht, „dass das meiste für die Ballettgrößen gemacht ist, ich ändere mir das selbst.“ Stolz ist sie auf ein „Wildwest-Puffmutter-Outfit“, das sie schon ergattert hat. „Schon die Stoffe regen meine Fantasie an, ich komme jedes Mal hierher“, verrät sie strahlend.

Und nicht nur zum Kostümverkauf, „auch wegen der Kulturveranstaltungen, das ist schon ein ganz feiner Ort.“