Gelsenkirchen. Weg mit den Ein- und Zwei-Cent-Münzen: Bei einer stichprobenartigen Umfrage befürworteten Gelsenkirchener Einzelhändler und Kunden diese Idee.

Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen. Bei einer stichprobenartigen Umfrage befürworteten die meisten Einzelhändler und Kunden die Idee. Kaum einer sieht einen Nutzen in dem kleinen Kupfergeld, und die wenigsten hätten ein Problem damit, die Preise auf- oder abzurunden. Sie verbinden das aber mit der Forderung, die Preispolitik entsprechend anzupassen.

Egal ob Kiosk und Lotto- und Paketshop, Metzgerei, Juwelier, Blumenladen oder Bettenfachgeschäft, sie alle hätten „kein Problem damit, wenn wie in den Niederlanden und in Skandinavien auch Deutschland dazu übergehen würde, Beträge beim Einkaufen auf volle fünf Cent runden zu lassen“.

Gelsenkirchener Händler hoffen auf etwas Zeitersparnis

Kira Albrecht von Lotto Albrecht (DHL-Shop, Kiosk und E-Zigaretten), Amy Borries, Filialleiterin bei Blumen Risse oder auch Heike Bänder vom Juweliergeschäft Golden Eye und Ina Kumpernas, die Leiterin von Betten Gebers, sehen vor allem „im Wegfallen des Abzählens“ nach Geschäftsschluss oder auch im Kundenverkehr bei der Herausgabe des Wechselgelds eine echte Zeitersparnis. Bei ihnen überwiegt der Servicegedanke.

Oft sind Kunden froh, ihr Kleingeld im Geschäft loswerden zu können

Ina Kumpernas, Filialleiterin von Betten Gebers auf der Bahnhofstraße, könnte im alltäglichen Geschäft auf die kleinen Centmünzen verzichten.
Ina Kumpernas, Filialleiterin von Betten Gebers auf der Bahnhofstraße, könnte im alltäglichen Geschäft auf die kleinen Centmünzen verzichten. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Dirk Lux von der Metzgerei Ridderskamp und Hahn sah „weder Vor- noch Nachteile“. Weil sich vielfach der Preis nach dem Gewicht richte, kämen meist eh nur krumme Beträge heraus. „Oft sind Kunden froh, ihr Kleingeld bei uns loswerden zu können.“ Von Passanten in der Innenstadt ist zu erfahren, dass das Kleingeld das Portemonnaie unnötig schwerer mache, oder allenfalls bei Kindern und Enkeln zu Hause in einem Sammelglas lande, um später mal zur Bank gebracht zu werden. Einzelhändler wie Kunden sagen zudem, dass nicht wenige die kleinen Münzen einfach im Laden auf dem Tresen liegen lassen oder sie in eine Spendenbox werfen, weil die Geldbörse zu dick wird.

Albrecht und Bänder äußerten mit Blick auf das Runden Bedenken, dass am Ende die Kasse nicht stimmen könnte, möglicherweise sogar Probleme mit dem Finanzamt auftauchten – gerade bei vielfrequentierten Geschäften. „Bei 700 Kunden am Tag, kann da schon ein eine ordentliche Differenz entstehen“, so Albrecht. Sie glaubt nicht recht daran, dass sich am Ende das Auf- und Abrunden die Waage halten wird.

Wie die Sparkasse Münzgeld und Münzrollen handhabt

Die Sparkasse Gelsenkirchen ist das größte Geldinstitut in Gelsenkirchen. „Zurzeit reicht die kostenfreie Münzeinzahlung bis zu einem Betrag von 99,99 Euro“, sagte Sparkassensprecher Udo Kramer. Ab 100 Euro fielen ein Prozent des Einzahlungsbetrages, mindestens aber drei Euro an. Ab 1. April ist die Einzahlung bis einschließlich 50 Euro kostenfrei. Ab 50,01 Euro fallen zwei Prozent des Einzahlungsbetrages an.

Münzrollen: Bisher sind die kostenfrei für Kunden der Sparkasse, ab 1. April nimmt das Geldhaus dafür 0,15 Cent pro Rolle. Wie Kramer betont, „ist das ein verursachungsgerechter Preis, also lediglich kostendeckend für uns.“ Hintergrund sei unter anderem der gestiegene Aufwand durch höhere Anforderungen der Bundesbank an die Filialbanken – von der Prüfung bis zur Sortierung und Rollierung.

Dem Ja für die Abschaffung der kleinen Centmünzen lassen die Geschäftsleute die Forderung nach einer Änderung der Preispolitik folgen, sofern sie die Preise der Waren nicht selbst bestimmen können. „Auf den Etiketten sollten dann aber auch runde Preise stehen, also zwei Euro statt 1,99 Euro“, sagen sie. Verkaufspsychologisch förderlicher höre sich „ein Euro neunundvierzig“ sicher besser an, von daher sprachen sie sich dafür aus, dass von Hersteller- oder Großhändlerseite, nach unten abgerundet werde, damit die Kauflaune der Kunden nicht in Abschreckung umschlägt. So könnte man das dann „entsprechend an die Kunden weitergeben“.

Herausgabe von Münzrollen ist nicht immer kostenfrei

Borries und Albrecht sehen in der Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen noch einen weiteren Vorteil. Denn das Einzahlen von Kleingeld und auch die Herausgabe von Münzrollen ist nicht immer kostenfrei. (siehe Infobox) „Wir zahlen auf Hartgeld Gebühren“. Bei der Volksbank, so Albrecht, fielen pro Rolle 30 Cent an. „Und brauche pro Tag bis zu 20 neue Rollen Kleingeld“, so die Geschäftsfrau.