Gelsenkirchen-Hassel. Nach einem Wasserschaden warten Hausbewohner in Gelsenkirchen zwölf Tage auf die nötige Reparatur. Der Wohnungskonzern entschuldigt sich.

Den Kellerboden von Ellen Weber überzieht ein Wasserfilm. Was in den Regalen steht, ist aufgeweicht, größtenteils ruiniert. Bei Erika Longwitz im Erdgeschoss über dem Kellerraum ist der Fliesenspiegel in der Küche aufgestemmt worden, auch im Bad klafft ein großes Loch – dort, wo eigentlich der Waschtisch hängt. Eine Bunsenbrennerflamme erhitzt eine Rohrverbindung. Ein Installateur hat die Wasserversorgung freigelegt, schadhafte Rohre entfernt. Feiner Bauschutt knirscht unter den Schuhsohlen. Das Szenario ist nicht geeignet, um größere Freude auszulösen. Eigentlich. Doch die beiden Mieterinnen haben seit dem 30. Dezember auf diesen Montageeinsatz gewartet. Seit zwölf Tagen läuft nichts: Das Wasser in den LEG-Wohnungen ist seitdem abgestellt.

LEG-Mieterin erwärmt Wasser für die „Katzenwäsche“

Drei Wohnungen in der linken Haushälfte an der Hestermannstraße 13 in Hassel sind betroffen, die gemeinsamen an dem schadhaften Leitungsstrang hängen.

„Ich kann mich nicht vernünftig waschen, nicht duschen, gar nix“, sagt Ellen Weber. Für die „Katzenwäsche“ erwärmt sie Wasser in einem Topf auf dem Herd. Drei Wassereimer stehen in der Küche parat, ein weiterer im Badezimmer. Das Wasser zapft die 80-Jährige bei Nachbarn auf der gegenüberliegenden Treppenhausseite. Ellen Weber hat eine Gehhilfe, kann ihren rechten Arm nach einer Operation noch nicht wieder richtig bewegen. Die Schlepperei fällt ihr sichtlich schwer.

Bei Anrufen in der Warteschleife gelandet

Das Waschbecken in der Wohnung von Erika Longwitz hat ein Monteur demontiert, die Fliesen vor der Badewanne entfernt, die Wand aufgestemmt. Der Wasserschaden in der Mietwohnung wird nach zwölf Tagen Wartezeit behoben.
Das Waschbecken in der Wohnung von Erika Longwitz hat ein Monteur demontiert, die Fliesen vor der Badewanne entfernt, die Wand aufgestemmt. Der Wasserschaden in der Mietwohnung wird nach zwölf Tagen Wartezeit behoben. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

„Immerhin kam nach vier Tagen ein Monteur, der die Toilettenspülung wieder nutzbar gemacht hat“, sagt Erika Longwitz, deren Wohnung Freitag zur Baustelle wurde. „Da kann man einen ganzen Eimer in die Toilette reinschütten, da geht ja nix weg. Das war fürchterlich“, erinnert sich Ellen Weber mit gewissem Schaudern an die ersten Ausfalltage. Dass die LEG als Vermieter in diesem Fall eine besonders lange Leitung hatte, ärgert die Frauen besonders. Zwar sei direkt einen Tag nach der Schadensmeldung ein Mitarbeiter vor Ort gewesen. Doch die eigentliche Reparatur wurde nicht in Angriff genommen. Mehrfach hätten sie die Servicenummer für Mieter angerufen, wären in Warteschleifen gelandet, „mit Musik bedudelt“ worden, aber mit ihrem Anliegen nicht durchgekommen oder vertröstet worden.

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Deutschlandweit 131.000 Wohnungen

Die LEG, 1970 als Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen GmbH gegründet, ist seit 2013 ein börsennotiertes Unternehmen mit rund 131.000 Mietwohnungen und über 350.000 Bewohnern in ganz Deutschland. Der Sitz ist in Düsseldorf. In NRW ist das Unternehmen mit acht Niederlassungen vertreten. Die LEG erzielte im Geschäftsjahr 2018 Erlöse aus Vermietung und Verpachtung von rund 767 Millionen Euro.

Zum Bestand der LEG gehören in Gelsenkirchen aktuell 7287 Wohnungen, verteilt über das gesamte Stadtgebiet. Viele der Immobilien wurden in den 1950er bis 1980er Jahren errichtet. Aktuell bietet die LEG in Gelsenkirchen 61 Mietwohnungen an.

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„Wir können uns nur entschuldigen, dass das nicht so gelaufen ist, wie es sollte“, sagt LEG-Sprecher Mischa Lenz. „Ein Kollege“ wollte das auch Freitag noch persönlich bei den betroffenen Mietern tun. „Wir sind im persönlichen Austausch und werden kulant handeln“, verspricht Lenz. Die Verzögerung kann er sich nur „mit Engpässen“ in Folge der Feiertage und dem Jahreswechsel erklären, räumt aber ein, dass der Wohnungskonzern in Hassel seinem selbst gesetzten Anspruch nicht gerecht worden ist: „In drei bis vier Tagen sollte so etwas in der Regel eigentlich erledigt sein.“

1966 in den Neubau eingezogen

Familie Longwitz lebt seit 2010 als Mieter im Haus, Ellen Weber bewohnt seit 1966 ihre 67 Quadratmeter große Wohnung im Obergeschoss. „Damals sind wir direkt in den Neubau eingezogen“. Um die 600 Euro Miete mit Nebenkosten zahlt sie aktuell pro Monat. Einen Teil davon will Ellen Weber jetzt erstmal kürzen – und erst mal ausgiebig duschen, wenn das Wasser wieder läuft.

Freitag um 16.30 Uhr war das der Fall. „Da kam erstmal braune Brühe“, sagt Ellen Weber. Montag soll das Wasser jedoch nochmals abgestellt werden, hat sie vom Monteur erfahren. „Es gibt wohl noch eine schadhafte Stelle.“