Beckhausen. Sieben Jahre war Sebastian Schwager Geschäftsführer der Gelsenkirchener Werkstätten. Vorm beruflichen Wechsel wurde er feierlich verabschiedet.
Reiner Schäfer legte im Jahr 2012 die Karten gleich offen auf den Tisch. „Den Laden, den du hier übernimmst, würde ich nicht als Rosengarten bezeichnen“, sagte der 1. Vorsitzende des Werkvereins Gelsenkirchen. Sebastian Schwager entschied sich dennoch, den Posten des Geschäftsführers der Gelsenkirchener Werkstätten zu übernehmen. Diese segelten damals aus finanzieller Sicht in stürmischer See und der neue Steuermann sollte sie wieder in ruhigere Gewässer führen. Eine schwierige Aufgabe, die ihm aber glückte. Auch daran erinnerten die zahlreichen Redner bei Schwagers festlicher Verabschiedung am Donnerstagabend in der Christus-Kirche der Epiphanias-Kirchengemeinde.
Nach sieben Jahren schlägt Schwager aus beruflicher Sicht bald neue Zelte auf. Er wechselt zum 1. Januar zum Diakonischen Werk des evangelischen Kirchenkreises Gladbeck/Bottrop/Dorsten und übernimmt dort die Funktion des Stellvertreters des kaufmännischen Geschäftsführers Karl-Heinz Kinne. Dessen Posten soll Schlager dann ein Jahr später, zum 1. Januar 2021, übernehmen. Das erste Jahr soll ihm auch als Zeit der Einarbeitung dienen.
Schönste Begegnungen mit den Beschäftigten der Gelsenkirchener Werkstätten
„Ich hatte in meinen sieben Jahren bei den Gelsenkirchener Werkstätten so viele bereichernde Begegnungen. Zu den schönsten gehörten für mich immer die mit den Beschäftigten der Werkstätten“, blickte Schwager zurück. Er sei froh und erleichtert, dass er nun den Staffelstab erfolgreich an seinen Nachfolger übergeben könne. Mit rund 1000 Arbeitsplätzen gehörten die Werkstätten mittlerweile zu den größten Arbeitgebern der Stadt, so der scheidende Geschäftsführer.
Die Verabschiedung wurde im Rahmen eines Gottesdienstes mit anschließendem Beisammensein in der Christus-Kirche gefeiert. Auch Pfarrerin Andrea Rylke-Voigt versäumte es nicht, die Schwere von Schlagers Aufgabe zu betonen. Der habe sofort damit begonnen, die notwendige Sanierung anzugehen. Und dabei galt es für Schwager auch, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, „mit denen man sich nicht immer und überall beliebt macht“, so die Pfarrerin, weil sie Auswirkungen auf die Existenzen zahlreicher Mitarbeiter gehabt hatten. Rylke-Voigt erinnerte etwa an die Insolvenzen von Hof Holz und der Gewürzmanufaktur.
Wirtschaftliche Schieflage „ohne großes Aufsehen“ beseitigt
Doch die Maßnahmen wirkten. Und heute seien die Werkstätten und die Wohneinrichtung Lebenswelt Gabriel, für die Schwager ebenfalls verantwortlich zeichnete, wieder gut aufgestellt. Auch deshalb gelte ihm der Dank der Gemeinde, so die Pfarrerin. „Wir können sie mit einem guten Gefühl verabschieden.
Für den privat verhinderten 1. Vorsitzenden Reiner Schäfer sprach Professor Dr. Francesco Rizzo im Namen des Werkvereins, der als Trägergesellschaft für die Werkstätten und die Lebenswelt Gabriel fungiert. Er lobte Schwager als „strategischen Denker“, der „ohne großes Aufsehen“ eine wirtschaftliche Schieflage beseitigt habe. Rizzo erinnerte auch daran, dass es Schwager war, der auch die Veranstaltungskultur im Hause wiederbelebt habe. Als Beispiele nannte er das Sommerfest oder den Adventsmarkt.
Die Kunst, führen zu können, ist ein „Gnadengeschenk“
Diakoniepfarrer Ernst-Udo Metz nannte es ein „Gnadengeschenk“, wenn man die Fähigkeit besitzt, Führungsaufgaben übernehmen zu können. Und Schwager sei mit dieser Kunst gesegnet. Auch deshalb habe er als Steuermann das Schiff aus den Untiefen der roten Zahlen führen können. Julius Leberl arbeitete als Senioren- und Behindertenbeauftragter der Stadt stets eng mit Schwager zusammen. Er hob die Verlässlichkeit des Geschäftsführers hervor. Und beide teilen dieselben Hobbys wie Fußball oder Fotografie.
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Schwager bedankte sich am Ende auch noch einmal bei Pfarrerin Rylke-Voigt, dass während des Gottesdienstes das Lied „Sonne der Gerechtigkeit“ angestimmt wurde. „Das ist mein Lieblingslied. Ich habe es als Kind, als ich mit meinen Eltern auf dem Weg zum Gottesdienst war, immer einfach laut vor mich hergesungen.“ Mal sehen, ob er es auch in seiner neuen Aufgabe im Nachbarkirchenkreis anstimmen kann.