Gelsenkirchen-Erle. Im westfälischen Industriegebiet arbeiteten einst mehr als 4000 Juden unter Tage. Joseph Haid erzählt ihre Geschichte in Gelsenkirchen.

Auch jüdische Arbeiter waren unter Tage dabei. Das macht Privatdozent Dr. L. Joseph Heid aus Duisburg in seinem Vortrag am Mittwoch, 27. November, um 19 Uhr in der Dokumentationsstätte Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“, Cranger Straße 323, deutlich. Ende Dezember 2018 war „Schicht im Schacht“: Mit einem zentralen Festakt wurde der deutsche Steinkohlenbergbau in Bottrop verabschiedet. In den Abschiedsreden wurde den Kumpel gedankt, die in schwerster montaner Arbeit über Jahrzehnte hinweg den Wohlstand Deutschlands im Wortsinn zu Tage gefördert haben.

Von den ausländischen Bergmännern, die man im vorletzten Jahrhundert mit allerlei Versprechungen ins Ruhrgebiet geholt hatte, war wenig die Rede. Und schon gar nichts hörte man von jüdischen Arbeitern, die teils freiwillig, teils mit Gewalt zur schwerindustriellen Arbeit nach Deutschland gelockt worden waren.

150.000 „Ostjuden“ waren unter den Arbeitern

Unter den Arbeitern aus dem russisch-polnischen Okkupationsgebiet befanden sich etwa 150.000 sogenannte Ostjuden. Allein 4.000 von ihnen arbeiteten als Kumpel in den Kohlegruben des rheinisch-westfälischen Industriegebietes unter Tage. Sie alle widerlegten eindrucksvoll die antisemitische Legende, dass Juden zur körperlichen Arbeit nicht willens oder fähig seien.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V. statt. Von 18 bis 19 Uhr findet vor der Abendveranstaltung eine öffentliche Führung durch die Dauerausstellung „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ statt. Der Eintritt ist frei.